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Brandenburg: Ganzjahresfrische

Am Rande der Lausitz haben sich Berliner Camper fest eingerichtet

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Luckau - Am Ende einer schmalen, holprigen Straße stoppt eine Schranke die Weiterfahrt. Dahinter befindet sich, umgeben von Wäldern und Wiesen, eine kleine Oase. Im Süden des Dahme-Spreewaldkreises, ganz in der Nähe von Luckau, haben sich 120 Camper auf dem Campingplatz „Sonnenberg“ gemütlich eingerichtet. Die Bewohner stammen ausschließlich aus Berlin. Auch im Winter verbringen sie hier einen Großteil ihrer Freizeit. Am Rande des knapp 100-Seelen-Dorfes Kreblitz hat sich seit mehr als 15 Jahren ein Erholungsort etabliert, der praktisch im Niemandsland liegt.

„Als meine Eltern 1991 hier mitten auf einer Wiese einen Campingplatz bauten, haben sie alle für verrückt erklärt“, erinnert sich Constanze von Lochow, die inzwischen Inhaberin der Anlage ist.

Einen See oder eine Bademöglichkeit gibt es in dem Dorf nicht. „Für mich ist der Wohnwagen ein zweites Zuhause“, erzählt Christa Berndt, die bereits kurz nach der Eröffnung der Anlage mit ihrer Camping-Ausrüstung nach Kreblitz zog. Mehr als die Hälfte des Jahres verbringt die 70-Jährige dort. In etwa einer Stunde ist sie dem Trubel der Großstadt entflohen, dann findet sie sich „mitten in der Natur wieder“. Im Sommer fährt Berndt nur gelegentlich nach Berlin, um den Briefkasten zu leeren oder nach dem Rechten zu schauen. Auch der Winter hat für sie auf dem Campingplatz „seinen besonderen Reiz“.

Viele Campingplatz-Bewohner feiern mit ihren Familien in Kreblitz auch Weihnachten und Silvester. „Die Kälte ist kein Problem, ich habe hier schon bei minus 20 Grad übernachtet“, erzählt die Rentnerin. Allein ist Christa Berndt nie. Gäste sind immer auf der Anlage.

Während die meisten Campingplätze im Winter schließen, ist der „Sonnenberg“ das ganze Jahr über geöffnet. Das Konzept des weitläufigen, vier Hektar großen Campinggartens geht auf, auch ohne Bademöglichkeit. „Ein See zieht immer viele Menschen an und dann ist es laut“, weiß Christa Berndt aus eigener Erfahrung. „Ich genieße die Ruhe, die wunderschöne Natur und die langen Spaziergänge durch den Wald.“ Wolle sie dennoch etwas erleben, gibt es in der nahe gelegenen Spreewald-Region jede Menge attraktiver Ausflugsziele.

Der Seniorin fehlt es in ihrem Wohnwagen an nichts. Küche, Wohn- und Schlafzimmer, Toilette und Fernseher – jeglicher denkbarer Komfort ist vorhanden. Ein großes beheiztes Vorzelt bietet zusätzlichen Wohnraum. Die Einschränkungen im Winter nehme sie gern in Kauf. Das Wasser wird in der kalten Jahreszeit beispielsweise aufgrund von Frostgefahr abgestellt. „Die beeindruckenden Sonnenuntergänge entschädigen dafür“, sagt die Rentnerin.

Einen Winterdienst gibt es auf der Anlage nicht. „Jeder schippt selbst Schnee. Die Auseinandersetzung mit der Natur ist für die Gäste selbstverständlich“, berichtet die Inhaberin Constanze von Lochow.

Das Durchschnittsalter der Dauercamper ist in der vergangen Jahren stets gestiegen. „Junge Leute können sich heutzutage nur noch selten für ein ganzes Jahr einen Stellplatz leisten“, sagt von Lochow. Die gelernte Gartenbautechnikerin setzt deshalb verstärkt auf Tagestouristen. Vor allem bei Motorradfahrern und Bikern sei die Anlage in der Nähe des Lausitzrings beliebt.

„Hier lernt man immer wieder neue Leute kennen“, freut sich Christa Berndt über die Tagesgäste, mit denen sie sich gern unterhält. Am Abend zieht sie sich dann wieder in ihren Wohnwagen zurück, um den Tag bei einer Tasse Tee in Ruhe ausklingen zu lassen. Lars Hartfelder

Lars Hartfelder

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