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Brandenburg: Gas-Unglück: Leitung war verplompt Ex-Mieter verstopften Abzugsrohr

Berlin - Im Fall der vergifteten Familie in Köpenick kristallisieren sich immer mehr Details zur Vorgeschichte heraus. Bereits am 11.

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Berlin - Im Fall der vergifteten Familie in Köpenick kristallisieren sich immer mehr Details zur Vorgeschichte heraus. Bereits am 11. Juli wurde in der Wohnung der Verstorbenen eine technisch bedingte Gaszählersperrung durch durch die Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB) vorgenommen. Der Grund sei eine undichte Stelle in der Leitung gewesen, sagte Sprecher Carsten Döring. „Erdgas ist nicht giftig – nur bei einer ungenügenden Verbrennung. Doch sieht ein Leck dieser Art eine Instandsetzung durch den Vermieter vor.“ Bis dahin werde das Gas abgestellt und der Zähler mit einer Plombe aus Draht versehen, um sicherzugehen, dass kein Gas benutzt werde.

Der toten Mieterin Anna P. sei nach der Feststellung eine Mängelkarte ausgehändigt worden, um den Vermieter auf seine Pflicht hinzuweisen, die Wartungsarbeiten vorzunehmen. Die Leitung sei bereits vorher gesperrt gewesen und daher erst gar nicht wieder geöffnet worden, weil die Vormieter ihre Gasrechnung nicht bezahlt hätten. Auch in diesen Fällen wird eine Plombe gesetzt. „Wenn ein Installateur den Schaden behoben hätte, wäre die Karte an uns zurückgegangen. Dies war nicht der Fall“, sagte Döring. Genauso wenig wie laut Bezirksschornsteinfeger Harry Laubenstein die vorgeschriebene Überprüfung der Therme vorgenommen worden sei.

Ob der Gaszähler womöglich von den Verstorbenen manipuliert wurde – also die Drahtplombe entfernt wurde, um an Gas zu kommen –, kann der Gasnetzbetreiber nicht mehr feststellen. „Die Gerätschaft wurde am Tag, als die Leichen aufgefunden wurden, von der Polizei entfernt. Sie müsste das wissen.“ Die Staatsanwaltschaft könne dazu keine Auskunft geben, sagte Sprecherin Simone Herbeth. „Wir befinden uns in einem Todesermittlungsverfahren und dürfen nicht über Zwischenergebnisse sprechen.“ Im Vordergrund steht die Untersuchung der Therme und die Frage, ob nicht ordnungsgemäß gewartet wurde und eine mögliche Manipulation vorliege.

Am Donnerstagabend wurde bekannt, dass Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt gegen zwei frühere Mieter der Wohnung ermitteln. Sie räumten in Vernehmungen ein, vor mehreren Jahren das Abzugsrohr der damals abgestellten Gastherme zum Schutz vor Zugluft und Kälte mit Stoff und Zeitungen verstopft zu haben. Die Behörden leiteten gegen die Frau und ihren erwachsenen Sohn ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ein. Die Gegenstände seien in dem Abzugsrohr gefunden worden, hieß es. Dessen ungeachtet hieß es, die Ermittlungen bezüglich weiterer Unglücksfaktoren und einer möglichen Verantwortung Dritter dauerten an.

Nach NBB-Sprecher Döring ist seit dem Vorfall die Gasversorgung des gesamten Hauses unterbrochen. Techniker hätten nach dem Unglück auch eine leichte Undichtigkeit an der Leitung im Gebäude festgestellt. „Auch hier ist der Erdgasaustritt gering und nicht gefährlich. Doch sind wir dazu verpflichtet, das Haus vom Gas zu nehmen.“ Aktuell überprüfe ein Installationsunternehmen die Leitungen.

Hadija Haruna und Tanja Buntrock

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