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Im Visier: Die Stiftung für Wissenschaft und Politik .

© ddp/Emek

Von Jörn Hasselmann: Gasbomben-Anschlag auf Sicherheitsstiftung in Berlin

Feuerwehr verhinderte größeres Feuer / Institut analysiert auch Afghanistan-Konflikt für den Bundestag

Stand:

Berlin - In der Nacht zu Dienstag ist das Gebäude der „Stiftung Wissenschaft und Politik“ in Berlin-Wilmersdorf mit vier Gasbomben angegriffen worden. Eine Zeugin alarmierte gegen 2.50 Uhr die Polizei, nachdem sie Flammen im Eingangsbereich des repräsentativen Altbaus am Ludwigkirchplatz gesehen hatte. Im selben Zeitraum hörten Anwohner mehrere Explosionen. Die schnelle Alarmierung der Feuerwehr verhinderte größeren Schaden. Die Helfer brachen die Tür des Hauses auf, um das Innere schnell auf weitere Brandherde kontrollieren zu können. Da die Gaskartuschen keine Scheiben durchschlagen hatten, brannte es letztlich nicht im Inneren des Gebäudes. Mit Lüftern entrauchte die Feuerwehr das Stiftungsgebäude.

Hinweise auf die Täter gibt es nicht, ein Bekennerschreiben ist bisher nicht eingegangen. Jedoch war die Stiftung bereits im April vergangenen Jahres von Unbekannten mit Steinen und Farbbeuteln attackiert worden – vermutlich im Zusammenhang mit dem damaligen Nato-Gipfel. Die Stiftung wird überwiegend durch den Bund finanziert und erstellt außen- und sicherheitspolitische Analysen auch für den Bundestag. Hintergrund des Anschlags könnte der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr sein, auch zu diesem Konflikt hat die Stiftung Studien erstellt. Seit 2005 ist der Nahostexperte Volker Perthes Direktor der Stiftung.

Der Gehweg vor dem Gebäude wird mit Kameras überwacht, der für politische Delikte zuständige Staatsschutz der Polizei werde die Aufzeichnungen nun auswerten, hieß es gestern. Es war der dritte Gaskartuschen-Anschlag, der in jüngster Zeit vermutlich von linksextremen Tätern verübt wurde. Das Autonomen-Szenemagazin „Interim“ hatte Ende letzten Jahres eine detaillierte Beschreibung zum Bau dieser Brandbomben veröffentlicht und dazu aufgerufen, sie nachzubauen. Mitte Oktober war diese Technik erstmals bei dem Anschlag auf einen Luxusneubau in Berlin-Kreuzberg verwendet worden. Damals hatten die Täter „Yuppie-Schweine – Schüsse in die Beine“ an die Wand geschmiert. In der jüngsten Ausgabe des „Interim“ wurden diese Attacken gegen Szeneneubauten als „klares abschreckendes Beispiel für zukünftige Investoren“ gelobt: „Die kontinuierlichen Angriffe auf das Luxusprojekt Carloft führen zu seinem andauernden Leerstand.“

Den zweiten Angriff hatte es im Dezember auf das Büro der Deutschen Polizeigewerkschaft in Berlin-Moabit gegeben. Dort waren am Sonntag nach Weihnachten ebenfalls mehrere Gaskartuschen gegen die Fassade geworfen worden. „Hier sind Terroristen am Werk“ , hatte Rainer Wendt, Bundeschef der Polizeigewerkschaft, anschließend gesagt.

Zudem gab es in den vergangenen Tagen wegen des derzeit im Kongresszentrum am Alexanderplatz in Berlin-Mitte stattfindenden Europäischem Polizeikongresses mehrere Anschläge in der Bundeshauptstadt. Farbbeutel flogen gegen eine Softwarefirma, zudem wurden zwei Autos von Siemens angezündet. Am Dienstagabend wollten 250 Linke am Alexexanderplatz gegen den Kongress mit 1600 Sicherheitsexperten demonstrieren.

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