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Brandenburg: Gasleck: Sechs Menschen in Klinik Zwei Familien in Berlin erlitten Vergiftungen

Berlin - Zwei Familien sind in Berlin-Steglitz am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag nur knapp einer Katastrophe entkommen: Drei Kinder und drei Erwachsene mussten mit dem Verdacht auf eine Kohlenmonoxidvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Der Grund waren offenbar gleich zwei defekte Gasthermen in Mietshäusern am Steglitzer Damm und in der Forststraße.

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Berlin - Zwei Familien sind in Berlin-Steglitz am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag nur knapp einer Katastrophe entkommen: Drei Kinder und drei Erwachsene mussten mit dem Verdacht auf eine Kohlenmonoxidvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Der Grund waren offenbar gleich zwei defekte Gasthermen in Mietshäusern am Steglitzer Damm und in der Forststraße. Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor war durch ausströmendes Gas eine sechsköpfige Familie in ihrer Wohnung in Köpenick ums Leben gekommen.

Zunächst war am Mittwochabend in einer Wohnung am Steglitzer Damm Gas aus einer Therme geströmt: Die Mutter zweier drei und sechs Jahre alten Jungen rief um 20.30 Uhr die Feuerwehr. Ihren Söhnen, die in der Badewanne saßen, war schwindelig geworden. Rettungskräfte brachten die Kinder mit dem Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftung in die Klinik. Die Mutter, 35, blieb unverletzt. Die Therme wurde gesperrt. Ein Mieter berichtet, dass die Bewohner zunächst in Sorge gewesen seien, dass es womöglich noch zu einer Explosion kommt. „Doch die Feuerwehrleute haben uns beruhigt. Eine Explosionsgefahr bestand nicht. Alle Wohnungen waren am Abend noch kontrolliert worden.“ Eine zuständige Hausverwalterin sagte, sie werde den Vorfall nun prüfen – die Anlagen seien ihrer Kenntnis nach aber regelmäßig gewartet worden.

In der Nacht folgte dann der nächste Fall in der Forststraße im selben Bezirk: Wieder strömte Gas aus einer Therme in der Erdgeschosswohnung. Die 36-jährige Mieterin war gegen 2.45 Uhr aufgestanden, um nach ihrem weinenden Sohn zu sehen. „Als sie zu ihm ging, knickten ihr die Beine weg“, hieß es bei der Polizei. Der Zweijährige übergab sich kurz darauf. Die Großeltern – 62 und 66 Jahre – klagten über Übelkeit, Brechreiz und Schwindelgefühle. Feuerwehrleute bemerkten, dass die Gastherme offenbar defekt war. Die Gasag legte das Gerät still und sperrte den Hauptanschluss. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung. Dass sich beide Vorfälle in Steglitz ereigneten, halten sowohl der Sprecher der Schornsteinfeger-Innung, Henry Laubenstein, als auch der Sprecher der zuständigen Gasag-Tochter NBB „für einen Zufall“. Beide vermuten, dass offenbar zwei Faktoren für die Probleme zusammenkamen: Die derzeitige Wetterlage – also starke Hitze und ungünstige Luftdruckverhältnisse – sowie ein defekter Abgassensor. Laubenstein erklärt das so: In jeder Gastherme gibt es einen sogenannten Abgaswächter, der am Abgasweg im Strömungsschacht sitzt. Im Normalfall meldet dieser, wenn länger als zwei Minuten Gas ausströmt. „Wenn er nicht anschlägt, kann das Gas ungehindert ausströmen.“ Wenn es dazu noch draußen wärmer ist als drinnen, „entsteht kein Auftrieb mehr im Schornstein, sondern ein Rückstrom“, schildert der Sprecher.

Wegen einer offenbar nicht funktionstüchtigen Gastherme starben am 25. Juli 2011 eine Frau, ihr Lebensgefährte und vier Kinder in einer Wohnung in Köpenick an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Offenbar hatte der Vormieter unbefugterweise an der Therme gewerkelt. T. Buntrock/B. Malter

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