Brandenburg: Gastgewerbe: Trends schaden „der Mitte“
Kommunen sollen Gastronomie-Sperrzeiten lockern / TMB rechnet mit Wachstum: Zahl der Beschäftigten steigt auf 65 000
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Kommunen sollen Gastronomie-Sperrzeiten lockern / TMB rechnet mit Wachstum: Zahl der Beschäftigten steigt auf 65 000 Potsdam. Das Brandenburger Gastgewerbe beklagt eine „Polarisierung der Trends“. Gefragt seien vor allem Billigangebote und Wellness. „Aber der Mitte geht es schlecht“, sagte Thomas Badstübner, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (HoGa) des Landes, am Mittwoch bei einem Parlamentarischen Abend in Potsdam. Kritik übte Badstübner auch an der so genannten Gestattungspraxis. Sie erlaubt es Vereinen, gastronomische Leistungen zu erbringen. Dies sei ein „schwelender Konflikt“, so der HoGa-Präsident. Er forderte, hier professionelle Wirte zuzulassen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die „Vereinskneipen“ als ein Stück Kulturgut im ländlichen Brandenburg nicht aussterben. Die Kommunen forderte Badstübner auf, ihre vom Gesetz eingeräumten Möglichkeiten zu nutzen und die Sperrzeiten für die Außengastronomie in den Sommermonaten zu lockern. „Sie sollten den Mut haben und einfach entscheiden.“ Die Politik müsse zudem die Förderung für gastronomische Ausbildungsbetriebe aufmerksam prüfen. Badstübner kritisierte eine Wettbewerbsverzerrung durch geförderte Betriebe. Die Preise auf den Speisekarten solcher Unternehmen seien im Durchschnitt um 30 bis 60 Prozent niedriger als die gewerblicher Gaststätten. „Hier muss man aufpassen, das wird raffiniert ausgenutzt.“ Mit der Förderung vom Ausbildungswerk würden neue GmbHs finanziert, die dann neue Unternehmen gründeten. Probleme machten dem Gastgewerbe bei der Liquiditäts- und Finanzierungssicherung auch die Banken. „Sie verhalten sich geradezu unternehmerfeindlich.“ Eine klare Absage erteile der HoGa-Präsident der geplanten Ausbildungsplatzabgabe. „Wir wären nicht betroffen, denn wir bilden überdurchschnittlich aus.“ Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Auszubildenden im Gastgewerbe um 2,6 Prozent gestiegen. „Aber wir sind dagegen.“ Positiv auf das Gastgewerbe habe sich die Neuregelung bei den 400-Euro-Jobs ausgewirkt. „Hier haben wir gerade im ländlichen Raum einen enormen Zuwachs.“ Die Statistik verzeichne ein Plus von 18,7 Prozent bei den Teilzeitkräften, dagegen steht ein Minus von 8,5 Prozent bei Vollzeitbeschäftigten. Erstmals war beim Parlamentarischen Abend neben HoGa und Landestourismusverband (LTV) auch die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB) vertreten. Damit wolle man ein Zeichen für den Tourismus in Brandenburg setzen, so Badstübner. TMB-Geschäftsführer Dieter Hütte sagte der Tourismusbranche in „Visionen für 2010“ eine erfolgreiche Zukunft voraus: Komme der Internationale Flughafen Berlin-Brandenburg (BBI) – „an welchem Standort auch immer“ – könnten die jährlichen Übernachtungszahlen von 8,6 Millionen auf 11 Millionen und die Zahl der Tagesausflüge von 92 Millionen auf 100 Millionen steigen. In Flughafennähe rechne man mit 400 000 zusätzlichen Übernachtungen pro Jahr, so Hütte. Das Wachstum werde dafür sorgen, dass die Zahl der in der Tourismusbranche beschäftigten Menschen in Brandenburg von heute 50 000 auf 65 000 anwachse. Sabine Schicketanz
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