Brandenburg: Gedenken in Oranienburg
Sirenen erinnern an Luftangriff der US-Airforce vor 70 Jahren. Forderung nach Geld vom Bund
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Oranienburg - Mit Kranzniederlegungen ist am Sonntag in Oranienburg der Opfer des schwersten Bombenangriffs vor 70 Jahren gedacht worden. Sirenen erinnerten um 14.45 Uhr an den Beginn des etwa 45-minütigen Angriffs am 15. März 1945, der die Stadt in Schutt und Asche legte. Im Anschluss gab es Diskussionsveranstaltungen mit Historikern und Zeitzeugen. Dabei wurden die Hintergründe erklärt, warum die Kleinstadt vor den Toren Berlins kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs Ziel einer der massivsten Luftangriffe der US-Airforce wurde.
Fast 5690 Bomben warfen die Alliierten-Maschinen damals ab. Mit der chemischen Industrie, den Heinkel-Flugzeugwerken und vielen weiteren Rüstungsbetrieben war die Kleinstadt ein wichtiges Ziel. Vor allem galt der Angriff aber den Auerwerken, wo Uran verarbeitet wurde. Im Rüstungswettlauf um die Entwicklung der Atombombe wollten die USA diesen Industrie- und Forschungsstandort nicht in sowjetische Hände fallen lassen.
Mit den Folgen des Luftangriffs kämpft die Kleinstadt vor den Toren Berlins bis heute. Experten vermuten noch etwa 300 Blindgänger im Boden. Aktuell gibt es drei verdächtige Funde, die der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) untersuchen muss. An diesem Dienstag entscheidet sich im ersten Fall, ob es sich um einen Blindgänger handelt. Sollte dies so sein, stehen am Mittwoch Evakuierungen und die Entschärfung an, sagte eine Stadtsprecherin. Bis Ostern sollen die beiden anderen Funde untersucht werden.
Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) appellierte erneut an den Bund, sich stärker an den Kosten der Kampfmittelbeseitigung zu beteiligen. Bislang übernimmt dieser nur die Kosten für die Beseitigung sogenannter reichseigener Munition. Für alles andere müssen die Länder aufkommen. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verlangt vom Bund, sämtliche Kosten für die Bergung und Vernichtung alliierter Kampfmittel zu übernehmen. „Die Beseitigung dieses Kriegserbes kostet immense Summen. Brandenburg stellt hierfür jedes Jahr zweistellige Millionenbeträge bereit. Aber das reicht nicht“, so Woidke. Seit 1991 habe Brandenburg 347 Millionen Euro für die Bergung ausgegeben.
Zuletzt stimmte der Bundesrat einer Initiative von Brandenburg und Niedersachsen zu, den Bund finanziell stärker in die Pflicht zu nehmen. Auch im Bundestag soll jetzt um eine Mehrheit dafür geworben werden. Brandenburg gilt als das Bundesland mit der höchsten Belastung von Kampfmitteln. Marion van der Kraats
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