
© dpa
Machtübernahme der Nazis: Gedenkspaziergang erinnert an "Tag von Potsdam"
Er steht am Anfang vom Ende der ersten deutschen Republik - der "Tag von Potsdam". Mit großem Pomp übten vor 80 Jahren die Nazis den Schulterschluss mit dem alten Preußen. An den Weg in die Diktatur erinnern Stadt und Kirchen am 20. März mit einem betont leisen Spaziergang.
Stand:
Potsdam - Mit einem Gedenkspaziergang am Abend des 20. März will ein breites Bündnis in Brandenburgs Landeshauptstadt an den "Tag von Potsdam" vor 80 Jahren erinnern. Am 21. März 1933 wurde in der Potsdamer Garnisonkirche der neu gewählte Reichstag eröffnet. Damals gaben sich Reichspräsident Paul von Hindenburg und der gerade ins Amt gekommene Reichskanzler Adolf Hitler demonstrativ die Hand, was den Bund zwischen Preußentum und Nationalsozialismus symbolisieren sollte.
"Es war der Gang in die Diktatur", sagte Potsdams Stadtkirchenpfarrer Simon Kuntze am Mittwoch. Seinerzeit hätten die nationalkonservativen Kräfte geglaubt, die Nazis für ihre Zwecke benutzen zu können. Es habe die Sehnsucht nach einem starken Führer gegeben, der durchgreift. Der Reichstag der Weimarer Republik war bei Gegnern als "Quasselbude" verschrien.
"Demokratie ist eine zarte Pflanze, die gepflegt werden muss", betonte Kuntze. Für sie wollten die Teilnehmer des Spaziergangs am Vorabend des geschichtsträchtigen Datums auf die Straße gehen. Er bildet den Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen anlässlich der Ereignisse vor acht Jahrzehnten. Ausgangspunkt ist die katholische Kirche St. Peter und Paul; dann führt die Route vorbei an der Nikolaikirche zum Ort der zerstörten Garnisonkirche.
Am Ziel wollen Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und die Vorstandsvorsitzende des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Generalsuperintendentin Heilgard Asmus, einen "Bus der Demokratie" enthüllen. Ihn haben Potsdamer Schüler von "Schulen ohne Rassismus - Schulen mit Courage" gestaltet.
Der Gedenkspaziergang solle keine Massenveranstaltung wie damals und keine Demonstration werden, sondern bewusst leise verlaufen, sagte der Pfarrer der Nikolaikirche, Matthias Mieke. So werde es etwa Kerzen statt Fackeln geben.
Den "Tag von Potsdam" vor 80 Jahren hatte Propagandaminister Joseph Goebbels sorgfältig inszeniert. Der Eröffnung des Reichstages gingen Gottesdienste in der Nikolaikirche sowie der Kirche St. Peter und Paul für Protestanten beziehungsweise Katholiken voran. Die Stadt prägte ein Meer von Hakenkreuz- und schwarz-weißen Preußenfahnen. Stundenlang säumten Menschenmassen die Straßen. Den Tag beendeten ein Feuerwerk und ein Fackelzug. (dpa)
Mehr zum Thema lesen Sie in der DONNERSTAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN
- Adolf Hitler
- Brandenburg
- Garnisonkirche Potsdam
- Nationalsozialismus
- Pflanzen
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: