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Brandenburg: Geflohener Gewalttäter: Ausbrecher nach wenigen Stunden gefasst

Wieder konnte ein Gewalttäter aus dem Brandenburger Maßregelvollzug fliehen, der wegen skandalöser Zustände massiv in die Kritik geraten war. Zwar konnte die Polizei den 39-jährigen Insassen der Teupitzer Maßregelklinik, der am Donnerstagvormittag bei einem Ausgang den begleitenden Pfleger überwältigt hatte, wenige Stunden später fassen; dennoch gerät Sozialminister Alwin Ziel erneut in Bedrängnis.

Wieder konnte ein Gewalttäter aus dem Brandenburger Maßregelvollzug fliehen, der wegen skandalöser Zustände massiv in die Kritik geraten war. Zwar konnte die Polizei den 39-jährigen Insassen der Teupitzer Maßregelklinik, der am Donnerstagvormittag bei einem Ausgang den begleitenden Pfleger überwältigt hatte, wenige Stunden später fassen; dennoch gerät Sozialminister Alwin Ziel erneut in Bedrängnis.

Ziel hatte nach der Flucht des Gewaltverbrechers Schmökel schärfere Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Die PDS forderte umgehend den Rücktritt des Ministers, der erst durch den Tagesspiegel während einer Pause bei der Landtagssitzung von der Flucht erfuhr. Der Minister gab am Nachmittag öffentlich zu, dass er nicht rechtzeitig von seinem Haus informiert worden sei. "Der vereinbarte Meldeweg zu mir hat nicht funktioniert. Das ist Fakt." Obwohl der Täter bereits um 10 Uhr 50 geflohen und gegen 13 Uhr 10 wieder festgenommen worden war, konnte Ziel auf einer eiligst am Rande der Landtagssitzung einberufenen Pressekonferenz gegen 14 Uhr 30 fast keine Fragen zu dem Mann beantworten. Es handele sich um einen Raubstraftäter. Möglicherweise sei noch eine "andere Tat im Hintergrund". Es werde "angenommen, dass es sich um einen Exhibitionisten handelt". Er könne nicht bestätigen, dass es um einen Sexualstraftäter gehe. "Ob es früher Sexualdelikte gab, kann ich nicht genau sagen", sagte Oberärztin Brigitte Glandorf. Man habe im Moment "keinen Zugriff auf die Akte".

Nach Tagesspiegel-Informationen ist der Insasse im polizeiinternen Datenregister wegen Sexualdelikten registriert.

Ziel konnte bei der Pressekonferenz gegen 14 Uhr 15 auch nicht sagen, wann sein Ministerium von der Teupitzer Klinik über die Flucht informiert worden ist und wer das Krisenmanagement übernommen habe. "Ich weiß nicht, wer informiert war, ich weiß auch nicht, wer die Information an mich verhindert hat." Die Oberärztin in der Teupitzer Klinik sagte dem Tagesspiegel, man habe das Ministerium zeitgleich mit der Polizei in Kenntnis gesetzt. Dort ging der Anruf über die Flucht um 11 Uhr 39 ein, also 50 Minuten nach der Flucht des Täters. Ziel sagte, die Klinik habe die Polizei nicht sofort informiert, weil sie "die Gefährlichkeit des Täters als nicht so groß" eingeschätzt habe. Es handele sich um einen "alkoholabhängigen Täter". Die Klinik erklärte, dass man zunächst selbst gesucht habe. Die Zeitverzögerung sei "üblich". Auch Ziel sagte, bei "weniger gefährlichen Tätern" sei eine Verzögerung von 30 bis 45 Minuten bis zur polizeilichen Meldung "zu vertreten".

Seine Sprecherin Francine Jobatey erklärte, sie sei kurz vor 12 Uhr informiert worden. Um 12 Uhr 48 bestätigte die Nachrichtenagentur ddp unter Bezugnahme auf Jobatey die Flucht. Um 13 Uhr musste Ziel vor Journalisten im Landtag eingestehen, immer noch nichts von der neuerlichen Flucht aus dem Maßregelvollzug zu wissen. Erst kurz danach wurde er informiert - allerdings nicht vom eigenen Haus, sondern von Innenminister Jörg Schönbohm. Zuvor hatte Ziels Büroleiter vergeblich versucht, das zuständige Fachreferat zu erreichen. "Die Mitarbeiter sind wohl unterwegs", hieß es. Schönbohm unterrichtete Ziel gegen 13 Uhr 15 auch darüber, dass der Flüchtige gefasst worden sei.

Die Polizei, die den Flüchtigen um 13.05 Uhr an der Autobahnabfahrt Teupitz ergreifen konnte, hatte, als sie um 11 Uhr 39 von der Flucht erfuhr, sofort eine Großfahndung ausgelöst. Neben örtlichen Polizeikräften wurden auch die Landeseinsatzeinheit und die Hubschrauberstaffel eingesetzt.

Die Klinikleitung beschrieb den Täter als "chronisch schizophren". Bei seinem Ergreifen soll er gesagt haben: "Ich wäre sowieso gekommen, weil ich Hunger habe." Ziel hielt es für möglich, dass die Ärzte den Geflohenen falsch eingeschätzt hätten: "Sonst hätte er keinen Ausgang bekommen dürfen."

Nach Angaben der Oberärztin Brigitte Glandorf galt für den Patienten die so genante Lockerungsstufe 4, die auch Schmökel hatte.

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