
© M. Matern
Brandenburg: Geförderte Enttäuschung
Zweimal ist Katja Knothe aus Wünsdorf bei der Förderbank ILB abgeblitzt. Nun springen Investoren aus Italien ein
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Wünsdorf - Längst hat Katja Knothe den Glauben an Brandenburgs Förderpolitik verloren. Mehrfach habt sich die Existenzgründerin aus Wünsdorf (Teltow-Fläming) mit ihrem Vorhaben, einem physiotherapeutischen Erholungspark mit mehreren Ferienwohnungen, um eine Förderung durch das Land bemüht. Immer wieder ist sie abgeblitzt: Mal sei ihrem Projekt eine touristische Ausrichtung aberkannt worden, ein anderes Mal seien die Förderbedingungen noch während der Antragsbearbeitung geändert worden, berichtet Knothe. „Ich kann die ganze Förderpolitik nicht nachvollziehen. Ich habe die Chance, etwas aufzubauen, bekomme aber keine Hilfe. Anderswo werden dafür insolventen und dubiosen Firmen noch Millionen hinterhergeschmissen“, klagt die 30-Jährige. Inzwischen kann ihr die Politik gestohlen bleiben: Sie will auch so ihren Traum verwirklichen – mit privaten Geldgebern.
Vorerst aber muss sich die frühere Leistungssportlerin und heutige Physiotherapeutin mit einer kleinen Variante ihres Vorhabens begnügen. Nachdem ihr im vergangenen Herbst die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) zum zweiten mal eine Absage erteilt hatte, sah sich die einstige Eisschnellläuferin gezwungen, ihr Projekt abzuspecken, statt 1,5 Millionen Euro sollen zunächst nur 350 000 Euro investiert werden, einige Ferienhäuser und eine Gymnastikhalle vorerst nicht gebaut werden. „Dass war schmerzlich, hat erst mal ganz schön weh getan. Das wir dafür jetzt aber endlich anfangen können, hat mich wieder hochgezogen“, berichtet Knothe. Ihr zur Seite steht ein vierköpfiges Team: Eine Bankkauffrau, ein Koch, eine Restaurantfachfrau und eine Werbegrafikerin.
Die Idee für ihren Erholungspark „Genesium – Touristik für Körper, Geist und Seele“ hatte die blonde Wünsdorferin bereits vor zehn Jahren. Damals hatte Knothe gerade ausgelernt und als angestellte Physiotherapeutin in einer Praxis angefangen. Schnell war sie von der üblichen Fließbandarbeit ernüchtert. „Eine Behandlungszeit von 20 Minuten bringt nichts. Man behandelt praktisch blind.“ Knothe dagegen schwebte ein Therapie-Konzept vor, bei dem sie sich für ihre Patienten in einer angenehmen Umgebung Zeit lassen kann, um nicht nur ständig die Symptome bekämpfen zu müssen. Die Krankenkassen sollten lediglich ihren Regelzuschuss zahlen, den Rest würden die Patienten übernehmen. „Kein Wellness-Schnickschnack, sondern Gesundheitstourismus, der effektiv ist“, behauptet die Gründerin.
Noch 2004 kaufte Katja Knothe günstig ein entsprechend großes Grundstück in Neuhof bei Wünsdorf, nur wenige Meter vom Mellensee entfernt und nahe einem überregionalen Radwanderweg. Der soll zusätzlich Gäste anlocken. Außer einem Restaurant mit verglaster Terrasse und Platz für bis zu 40 Gästen soll eine Ladestation für Elektro-Fahrräder, sogenannte Pedelecs, entstehen. Knothe rechnet mit bis zu 20 Arbeitsplätzen, die entstehen, allerdings nur für die große Variante.
2009 stellte sie dann zum ersten Mal bei der ILB einen Antrag auf Förderung. „Ich war fest davon überzeugt, dass wir die Förderung bekommen. Unser Projekt erfüllte nach unserer Meinung gleich in vier Kategorien die Förderbedingungen“, erzählt Knothe. In der Antwort der Fördergesellschaft aber habe es geheißen, unser Vorhaben sei nicht touristisch, sondern ein medizinisch-therapeutisches Projekt. Noch guter Dinge besorgte sich die Physiotherapeutin vom Bundesgesundheitsministerium eine gegenteilige Einschätzung und versuchte es ein Jahr später noch mal. Zudem legte Knothe nach eigenen Angaben noch zehn weitere Bewertungen von Fachleuten aus der Gesundheits- und Tourismusbranche bei, um zu untermauern, dass es sich bei ihrem Projekt tatsächlich um innovativen Gesundheitstourismus handelt. Wieder erhielt sie eine Absage. Dieses Mal hieß es, die Förderbedingungen hätten sich geändert, da das Grundstück nicht auf dem Gebiet eines Kurortes liege, könne keine Förderung genehmigt werden. Schließlich drückte Knothe ihren Businessplan Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) auf einem Termin in Wünsdorf persönlich in die Hand: „Er hat gesagt, er kümmert sich darum. Ich habe von ihm aber nie mehr etwas gehört.“
Bislang haben Knothe und ihre Mitgründer eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 100 000 Euro in das Vorhaben investiert. Zudem will sich jetzt eine italienische Investorengruppe an dem Projekt beteiligen. Eine mündliche Zusage liegt bereits vor. Am kommenden Wochenende reist die hartnäckige Physiotherapeutin nach Rom. „Wir sind sehr zuversichtlich.“ Matthias Matern
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