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Brandenburg: Geheimdienst späht in Berlin-Mitte Standort aus Bundesnachrichtendienst sucht nach neuem Hauptquartier und favorisiert Stadiongelände / Offenbar auch Stahnsdorf im Gespräch

Von Christian van Lessen Berlin. In spätestens fünf Jahren werden auffallend viele Leute, fast 6000, regelmäßig die Chausseestraße in Mitte entlanggehen oder -fahren, um zu ihrem neuen Arbeitsplatz zu kommen.

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Von Christian van Lessen Berlin. In spätestens fünf Jahren werden auffallend viele Leute, fast 6000, regelmäßig die Chausseestraße in Mitte entlanggehen oder -fahren, um zu ihrem neuen Arbeitsplatz zu kommen. Sie werden in einem großen Bürokomplex verschwinden, der hinter einer verklinkerten Mauer oder einem Zaun verborgen ist, wie es sich für einen Geheimdienst gehört. An den streng bewachten Pforten steht in kleinen Buchstaben: Bundesnachrichtendienst (BND). Noch ist das eine Vision, eine Option. Der Bundesnachrichtendienst in Pullach macht noch ein großes Geheimnis aus seinen Wünschen. Alles sei offen und ohnehin vertraulich, heißt es. Noch könne eine Zentrale am Flughafen Tempelhof oder gar in Stahnsdorf entstehen. Oder im einstigen US-Hauptquartier an der Zehlendorfer Clayallee. Aber klar ist auch, dass höchste Stellen, das Bundeskanzleramt und die Senatskanzlei, schon intensiv über den Standort Chausseestraße verhandeln. Der BND, der nach einem Beschluss der Bundesregierung vom Frühjahr bis 2008 komplett nach Berlin umgezogen sein soll, favorisiert Mitte. Das Grundstück des ehemaligen Stadions der Weltjugend hat es ihm angetan. Ein Areal mitten in der Stadt – und doch etwas abseits. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder hat schon angekündigt, keine Steine in den Weg zu legen, mehr noch: behilflich zu sein, wenn es denn die Chausseestraße sein sollte. Denn Wohnungsbau, so Strieder, sei hier ohnehin nicht mehr möglich. Der BND fühlt sich noch als „Zuschauer“, der auf die Entscheidung wartet. Mit dem Umzugsbeschluss wurde er vor neue Probleme gestellt. Bis zum April war er davon ausgegangen, dass sein neu hergerichtetes Quartier in der ehemaligen US-Kaserne am Lichterfelder Gardeschützenweg als Berliner Sitz reicht. Hier arbeiten bereits rund 1000 Mitarbeiter der Abteilung Auswertung, hier entsteht auch ein Lagezentrum, das die Bundesregierung regelmäßig mit Informationen aus aller Welt versorgt. Nur noch ein ganz kleiner Leitungsstab arbeitet im einstigen Staatsratsgebäude am Schloßplatz, das vorübergehend Bundeskanzleramt war. Ende September war der große Umzug nach Lichterfelde abgeschlossen. „Damit ist die Kaserne voll“,sagen BND-Mitarbeiter. Aber einquartiert ist nur eine einzige Abteilung. Nun müssen noch die restlichen sieben Abteilungen mit fast 5000 weiteren Mitarbeitern aus Pullach untergebracht werden. Das einstige US-Hauptquartier an der Clayallee wäre geeignet, wird aber zum Teil als Generalkonsulat genutzt und steht in weiten Teilen unter Denkmalschutz. Das erschwert BND-Umbauten, außerdem könnte es, so Mitarbeiter, zu klein sein. So bat der BND seinen Dienstherrn, über eine freie Fläche, „möglichst zentral“ zu verhandeln. Und das könnte nun die landeseigene „Zickenwiese“ sein, wie das einstige Ost-Berliner Stadiongelände auch genannt wird.

Christian van Lessen

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