Brandenburg: Geld für Heimkinder
Berliner und Brandenburger haben bisher 6,5 Millionen Euro aus Hilfsfonds erhalten
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Berlin - In Berlin und Brandenburg sind bisher mehr als 6,5 Millionen Euro aus einem Hilfsfonds an ehemalige DDR-Heimkinder geflossen. Sie waren zwischen 1949 und 1990 zum Arbeiten gezwungen oder von Betreuern drangsaliert und misshandelt worden. In Berlin erhielten bis Ende Juni 1 632 Menschen Zuwendungen bis maximal 10 000 Euro, in Brandenburg waren es 1 086 Betroffene, teilte das Bundesfamilienministerium auf Anfrage mit. Das Geld stammt aus dem Hilfsfonds „Heimerziehung in der DDR“, der im Juli 2012 aufgelegt wurde. Die Frist für neue Anträge endet am 30. September. Die Hilfen laufen im Juni 2017 aus.
Der Hilfsfonds speist sich je zur Hälfte aus Mitteln des Bundes und der ostdeutschen Länder. Wegen der unerwartet hohen Nachfrage waren die ursprünglich geplanten 40 Millionen Euro schnell verplant. Im Februar einigten sich Bund und Ost-Länder auf eine Aufstockung um bis zu 200 Millionen Euro. Denn Tausende Anträge sind noch gar nicht bearbeitet.
In der DDR gab es nach Schätzungen rund 400 000 Heimkinder. Doch nicht alle haben Unrecht erlitten. Für Heimkinder in Westdeutschland gibt es einen eigenen Hilfsfonds. Nach Brandenburg flossen aus dem Ost-Fonds bis Ende Juni rund 3,4 Millionen Euro, in den Osten Berlins rund 3 Millionen. Insgesamt wurden bisher 28,9 Millionen Euro an 7 242 Betroffene in Ostdeutschland ausgezahlt.
In allen Bundesländern gibt es Beratungsstellen für Betroffene. Ehemalige Heimkinder, die an Spätfolgen leiden, können dort Geld für Beratungen, Therapien und Sachleistungen beantragen. Finanzielle Unterstützung gibt es zum Beispiel für einen alters- oder behindertengerechten Umbau der Wohnungen.
Viele ehemalige Heimkinder sind heute im Seniorenalter. Zudem geht es um Rentenersatzleistungen. Denn einige Jugendliche mussten in DDR-Heimen hart arbeiten, erhielten aber kaum Lohn oder eine anerkannte Ausbildung. Oft zahlten die Heime für sie auch keine Sozialbeiträge. Viele Betroffene leiden bis heute psychisch unter ihren Erlebnissen. Einige haben wegen fehlender Schul- und Ausbildung ihr Leben lang in Aushilfsjobs gearbeitet und erhalten nur wenig Rente.
Die Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Heimkinder beklagte jüngst in der „Süddeutschen Zeitung“ den hohen Bürokratieaufwand, um Leistungen aus dem Fonds zu erhalten. So müssten Antragsteller zum Beispiel Kostenvoranschläge für Sachleistungen erbringen. Viele sähen sich dadurch erneut gedemütigt. Anderen fehle die Energie, um sich auf die Auseinandersetzung mit den Behörden einzulassen, sagte Sprecher Wolfgang Bahr der Zeitung. dpa/PNN
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