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Von Peter Tiede: Gen-Mais auf dem falschen Acker?

Greenpeace: Brandenburg bei Kontrolle der Anbauflächen überfordert / Jedes neunte Feld falsch gemeldet

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Potsdam/Hamburg - Die Umweltorganisation Greenpeace hat den brandenburgischen Überwachungs- und Agrarbehörden vorgeworfen, den Anbau von gentechnisch manipuliertem Mais nicht ausreichend zu überwachen. In Einzelfällen sei dem zuständigen Landesamt für Verbraucherschutz nicht einmal bekannt, auf welchem Acker genau der Gen-Mais angebaut werden soll. Die Behörden würden auch von selbst keine Kontrollen vornehmen, sagte die Gentechnik-Expertin der Umweltschutzorganisation, Stephanie Töwe, am Donnerstag den PNN: „Brandenburg wird erst aktiv, wenn Umweltschützer oder Nachbarbauern auf Unregelmäßigkeiten hinweisen.“

Ausgerechnet in dem Bundesland mit der bundesweit größten Anbaufläche für Gen-Mais sei jeder neunte Standort mit falschen Angaben im Standortregister angemeldet, so Töwe weiter. So würden in einigen Fällen die angebenen Flurstücke gar nicht existieren oder seien nicht als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. Greenpeace habe dies beim Abgleich der Anmeldedaten der Agrarbetriebe mit der genauen Lage der Äcker festgestellt und das zuständige Landesamt für Verbraucherschutz auch darüber informiert.

Der Präsident des Landesamtes für Verbraucherschutz und Landwirtschaft, Dirk Ilgenstein, sagte den PNN, er nehme die Vorwürfe der Umweltschützer ernst und sein Amt werde den Hinweisen auch nachgehen. Den Vorwurf der mangelnden Kontrolle wies er zurück.

Greenpeace forderte das Land Brandenburg auf, die Meldeverstöße der Gen-Bauern zu ahnden. Ohne zu wissen, wo die gentechnisch manipulierten Pflanzen wachsen, könne nicht kontrolliert werden, ob die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände zu „normalen“ Feldern eingehalten werden. Brandenburg ist das einzige Bundesland, das auch den Abstand zu Naturschutzgebieten geregelt hat: Zwischen Gen-Acker und Reservat müssen mindestens 800 Meter liegen. „Die Behörden sind mit der Überwachung des Gen-Mais-Anbaus bereits auf geringer Fläche überfordert“, sagte Töwe.

Für dieses Jahr wurden in Brandenburg rund 1650 Hektar für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen angemeldet, im Vorjahr waren es etwa 2000 Hektar.

Brandenburg gilt zwar – wie Ostdeutschland überhaupt – mit den großen zusammenhängenden Anbauflächen als Schwerpunkt für die Aussaat von GenMais. Agrarminister Dietmar Woidke gilt als Gegner der sogenannten grünen Gentechnik und forderte im Vorjahr wegen ungeklärter Umweltrisiken ein Anbauverbot für Gen-Mais. Der Mais des Saatgut-Konzerns Monsanto produziert ein Insektengift gegen Maisschädlinge. Da die Auswirkungen auf Bodenorganismen und Schmetterlinge als unerforscht gelten, hat etwa Frankreich den Anbau von Gen-Mais im Vorjahr komplett verboten. Ein ähnliches Verbot war in Deutschland im Herbst 2008 wieder aufgehoben worden. Mitte Februar dieses Jahres hat die neue deutsche Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) angekündigt, erneut ein Anbauverbot für den Gen-Mais zu prüfen.

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