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Brandenburg: Gerhard Anger ist Chef der Berliner Piraten Vorgänger Semken übte deutliche Selbstkritik

Berlin - Gerhard Anger ist neuer „Oberpirat“ in Berlin. Der 36-Jährige setzte sich am Samstag auf einem Parteitag der Berliner Piratenpartei mit deutlicher Mehrheit von 79,7 Prozent gegen sieben Konkurrenten für den Landesvorsitz durch.

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Berlin - Gerhard Anger ist neuer „Oberpirat“ in Berlin. Der 36-Jährige setzte sich am Samstag auf einem Parteitag der Berliner Piratenpartei mit deutlicher Mehrheit von 79,7 Prozent gegen sieben Konkurrenten für den Landesvorsitz durch. Anger erhielt 234 von 290 gültigen Stimmen. Damit rückt der Leitende Angestellte einer Software-Entwicklungsfirma nach sechs Monaten erneut an die Spitze der Hauptstadt-Piraten. Für neue Köpfe entschieden sich die zeitweilig mehr als 300 Mitglieder bei den zwei weiteren Posten. Zum Partei-Vize wurde der Systemadministrator Benjamin Meyer (36) und zum Schatzmeister der IT-Geschäftsführer Gordon Thomas (33) gewählt.

Angers Vorgänger Hartmut Semken war nach nur drei Monaten zurückgetreten. Er übte deutliche Selbstkritik. „Ja, ich habe Scheiße gebaut“, sagte Semken mehrfach in seinem Rechenschaftsbericht, ohne inhaltlich auf seine Fehler einzugehen. Er war wegen diverser Affären und heftig kritisierter Äußerungen zum Umgang mit Rechtsradikalen in der Piratenpartei zurückgetreten. Insgesamt acht Kandidaten – darunter zwei Frauen – bewarben sich um den Vorsitz der Berliner Piratenpartei. Überraschend warf am Samstag noch der Abgeordnete Gerwald Claus-Brunner seinen Hut in den Ring. Der für seine Latzhosen und sein Palästinensertuch bekannte Hüne erhielt mit 104 Stimmen das zweitbeste Ergebnis (35,4 Prozent). Der 40-Jährige unterlag anschließend auch bei der Stellvertreterwahl.

Mit Anger kehrt ein alter Bekannter zurück. Beim Parteitag Ende Februar hatte er allerdings ziemlich frustriert und ausgelaugt das Handtuch geworfen. „Ich ertrage diese emotionale Belastung nicht mehr“, sagte Anger damals. Danach stand er nach eigenem Bekunden kurz vor dem Parteiaustritt. Er sei vor allem so enttäuscht über die Arbeit der Fraktion gewesen, dass er eigentlich nur den Rat geben könne, die Piraten nicht mehr zu wählen, sagte Anger in Interviews. Er begründete seine Bewerbung jetzt damit, dass die Piraten sich angesichts ihrer auf rund 3800 fast verdreifachten Mitgliederzahl besser organisieren müssten. Er empfahl seiner Partei einen dritten Weg zwischen Weiterwursteln wie bisher (twittern, bloggen, Dinge im Wiki verstecken) und Anpassung an die etablierten Parteien. Anger will alle Informationen über die Piratenpartei „nachvollziehbar und unmittelbar veröffentlichen und sowas wie OpenGovernment machen“.

Kirsten Baukhage

Kirsten Baukhage

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