zum Hauptinhalt

Brandenburg: Geständnis: Freund getötet und zerstückelt Tätowierer gibt vor Gericht Alkohol Schuld

Berlin - Der Tätowierer James S. schien zu trauern, als über das entsetzliche Verbrechen an seinem Berufskollegen Raoul Sch.

Stand:

Berlin - Der Tätowierer James S. schien zu trauern, als über das entsetzliche Verbrechen an seinem Berufskollegen Raoul Sch. berichtet wurde. Nach und nach hatte man Leichenteile in der Spree und am Schäfersee in Berlin-Reinickendorf gefunden. „Er war mein Freund“, vertraute James S. im Juli 2011 einem Wirt an und gab sich betroffen. Vor Gericht gestand der 30-jährige US-Amerikaner die Bluttat. Es sei ihm „nicht erklärbar“, wie es dazu kommen konnte. „Ich war stark alkoholisiert.“

Von einem Mord aus Grausamkeit geht der Staatsanwalt aus. James S. habe mit dem Beil „gefühllos und unbarmherzig massiv“ auf Sch. eingeschlagen. Als er noch lebte, habe er Ober- und Unterkiefer gespalten, um sein Opfer zu quälen, 52 teils schwerste Verletzungen waren es insgesamt. Der 31-jährige Österreicher erstickte am Blut. Die Leiche zerteilte S. in der Wohnung seiner damaligen Verlobten in Berlin-Oberschöneweide. Lara St. putzte akribisch Spuren weg. Die 22-Jährige saß am Montag wegen Strafvereitlung mit vor Gericht.

Beide Männer hatten sich in der Berliner Tattoo-Szene und in der Kneipenszene um den Berliner Fußballclub 1. FC Union kennengelernt. Am 5. Juli zechten sie erst in Kneipen und fuhren dann zu Lara St. in der Edisonstraße in Oberschöneweide. Es kam zum Streit. Um einen Mann sei es gegangen, den der eine gut und der andere mies fand, sagte Lara St. im Prozess. „Ich hörte dann eine Schlägerei.“ Sie will die Wohnung aus Angst verlassen haben. Als sie zurückkam, war überall Blut. „Raoul Sch. lag in der Badewanne und rührte sich nicht mehr, James hatte das Beil in der Hand“, schilderte die Frau.

Lara St., die eine Ausbildung zur Tierarzthelferin machte, und James S. aus New York waren seit Frühjahr 2011 ein Paar. Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht. In der Tatnacht habe sie Angst bekommen, sagte die Frau. „Ich dachte, dass er mit mir dasselbe machen könnte.“ Sie versprach ihm, keine Polizei zu rufen. Sie schrubbte das Bad. Völlig überfordert habe sie sich mit Alkohol und Tabletten betäubt. S. stopfte den Torso sowie Arme und Beine des Toten in Rollkoffer und schleppte sie zur Spree. Lara St. fuhr mit dem Kopf quer durch die Stadt und warf ihn in den Schäfersee. Die 22-Jährige erklärte über ihre Anwältin, „er hat mich mit dem Kopf allein gelassen“. Nach und nach wurden die Leichenteile des Österreichers gefunden. Der Salzburger konnte durch seine Tattoos identifiziert werden.

James S., der bis zum Hals tätowiert ist, saß nun leger gekleidet und regungslos hinter Panzerglas. Der dunkelhaarige Amerikaner bat über seinen Anwalt den Bruder des Opfers um Verzeihung. Das Gericht bat der Vater eines kleinen Jungen um eine gerechte Strafe. Er wolle sein „teuflisches Alkoholproblem“ besiegen, versicherte der Mann, der bereits in New York als Gewalttäter im Gefängnis war. Seine Ex-Verlobte sah ihn nicht an. Fünfeinhalb Monate saß sie nach der Bluttat in Untersuchungshaft und verlor ihren Ausbildungsplatz. Sie ist bis heute in Psychotherapie. Der Prozess endete für Lara St. schnell: Gegen 1000 Euro Buße stellte das Gericht ihr Verfahren ein.Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })