zum Hauptinhalt

Brandenburg: Gewalt gegen Kinder: Brandenburg forscht

Brandenburg: Bis Anfang 2008 Analyse zu Kindstötungen. Berlin: Nirgends mehr Misshandlungsfälle

Stand:

Potsdam – Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat gestern zu mehr Zivilcourage beim Verdacht auf Kindesmisshandlungen und -vernachlässigung aufgerufen. Angesichts der Debatte um die häufigen Kindstötungen in Brandenburg sagte Schönbohm in Potsdam: „Auch für Bürger gilt: Bei Gewalt gegen Kinder oder Vernachlässigung nicht wegschauen, sondern handeln und Jugendämter oder Polizei informieren.“ Schönbohm hatte gestern die Zahlen über die Kindstötungen in Brandenburg im Jahr 2006 nach oben korrigiert und erstmals erläutert (siehe Seite 1).

Unabhängig von der genauen Höhe der Zahlen von Kindstötungen im Land müssten die Gründe für Gewalt gegen Kinder analysiert werden, so der Innenminister. Gleichzeitig forderten er und Jugendminister Holger Rupprecht (SPD) größere Anstrengungen zum Schutz von Kindern. Im Land gebe es bereits eine Vielzahl von Projekten und vorbeugenden Maßnahmen, so Schönbohm und Rupprecht. „Jeder Fall von Kindesmisshandlung ist bedrückend“, sagte der Innenminister. Im Januar werde der Landespräventionsrat, der neben anderen auch Innen-, Justiz-, Sozial-, Jugendministerium angehören, über neue Maßnahmen beraten.

Während die Landesregierung Anfang kommenden Jahres exakte Analysen zu Kindstötungen in Brandenburg und einen bundesweiten Vergleich vorlegen will, präsentierte Schönbohm gestern bundesweite Vergleichszahlen zu Kindesmisshandlungen und sexuellem Missbrauch.

Nach einer Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) liegt Brandenburg bei den gemeldeten Fällen von Kindesmisshandlungen 2006 mit 99 Fällen beziehungsweise vier Fällen pro 100 000 Einwohner im Durchschnitt der Länder. Die weitaus meisten Kindesmisshandlungen wurden demzufolge 2006 mit 17 je 100 000 Einwohner oder 563 Fällen in Berlin registriert. Nach Berlin folgt in der Statistik für 2006 mit großem Abstand Rheinland-Pfalz mit sechs Fällen je 100 000 Einwohnern.

Auch in den Jahren 2004 und 2005 war das Risiko für Kinder, Opfer von Misshandlungen zu werden, nirgends so hoch wie in Berlin: Für 2005 wurden 14 und für 2004 zwölf Fälle je 100 000 Einwohner gezählt.

Im Jahr 2004 lag Brandenburg allerdings mit sechs Fällen von Kindesmisshandlung je 100 000 Einwohnern (144 Fälle gesamt) deutlich über dem Bundesdurchschnitt von vier Fällen je 100 000 Einwohnern.

Bei Fällen von sexuellem Missbrauch lag Brandenburg 2006 mit 18 erfassten Fällen pro 100 000 Einwohner (455 Fälle) über dem Bundesdurchschnitt (15/100 000). In Berlin waren es 19 Fälle je 100 000 Einwohner. Die höchsten Zahlen beim sexuellen Missbrauch gab es 2006 laut BKA-Statistik im Saarland mit 25 und in Bremen mit 23 Fällen pro 100 000 Einwohner.

Bildungsminister Holger Rupprecht verwies gestern darauf, dass das Land in den vergangenen Jahren „bereits einiges auf den Weg gebracht“ habe, um kinder- und familienfreundlicher zu werden sowie „Kinder und Jugendliche besser vor Gefährdungen zu schützen“. Zudem seien gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Kinderschutz im Sommer 2007 verbessert worden: „Das Schulgesetz regelt jetzt, dass die Schule jedem Anhaltspunkt für Vernachlässigung und Misshandlung nachgehen muss“, so Rupprecht. Zudem sei geregelt worden, dass Hilfen in den Familien auch dann von den Jugendämtern gegeben werden können, wenn die Eltern dies beantragt hätten. „Dadurch wird Zeitverzug, den die Anrufung des Gerichts mit sich bringen würde, vermieden", so Rupprecht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })