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Getrübte Freude. Auf Berliner Weihnachtsmärkten treibt sich offenbar ein Mann herum, der anderen Besuchern Schnaps mit K.o.-Tropfen anbietet. Insgesamt haben sich in den vergangenen Tagen bereits zehn Personen unwissentlich vergiftet.

© dapd

K.o.-Tropfen: Gift im Schnaps: Kopfgeld ausgesetzt

Zwei weitere Opfer, denen von einem Unbekannten Schnapsfläschchen angeboten worden waren, haben sich gemeldet. Auch sie hatten sich auf dem Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz zum Trinken überreden lassen.

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Berlin - Von einem „armen Irren“ wollen sie sich ihren Weihnachtsmarktbesuch nicht vermiesen lassen. Die Reisegruppe aus Wuppertal ist schließlich erst an diesem Montag in Berlin angekommen und trinkt gerade den ersten heißen Glühwein auf dem Markt am Alexanderplatz. Zwar schockiere es sie, dass ein Unbekannter bereits mehrere Menschen hier vergiftet haben soll. Sie wollen sich aber nicht verrückt machen lassen, sagt eine der Frauen. Und sowieso: „Ich würde von einem Fremden nichts annehmen.“

Nicht alle haben so in den vergangenen Tagen gedacht. Am Sonntag hat sich ein weiteres Opfer gemeldet und Anzeige bei der Polizei erstattet. Nach Angaben der Polizei hatte ein Unbekannter die 31-Jährige und ihren 33-jährigen Bekannten am vorigen Mittwoch zu einem Schnaps eingeladen. Der Mann soll sie gegen 21 Uhr am Alexanderplatz in Berlin-Mitte angesprochen haben und ihnen – wie den anderen Opfern auch – die Geschichte von der angeblichen Geburt seiner Tochter erzählt haben, auf die er anstoßen wolle. Anschließend habe der Mann den beiden mitgebrachte Schnapsfläschchen aus seinem Rucksack zum Trinken angeboten. Bereits kurz danach habe die 31-Jährige über Übelkeit geklagt und sich übergeben müssen. Ihrem Bekannten sei es ebenso ergangen. Ins Krankenhaus mussten die beiden nach Angaben der Polizei jedoch nicht gebracht werden. Sie seien erst durch die Berichterstattung der Medien über die bisherigen Vergiftungsfälle aufmerksam geworden und erstatteten deshalb am Sonntag Anzeige

Auf den Berliner Weihnachtsmärkten hat sich die Geschichte mit den vergifteten Schnäpsen schnell herumgesprochen; Warnhinweise sind aber hier am Alexanderplatz nicht zu entdecken. „Ich glaube, dass die Leute durch die Informationen aus der Presse sensibilisiert genug sind“, sagt ein Sprecher des Weihnachtsmarktes vor dem Einkaufszentrum Alexa nahe des Alexanderplatzes. Stattdessen habe man hier die eigenen Sicherheitsleute „ausführlich“ informiert und ein internes Kopfgeld auf die Ergreifung des Täters ausgesetzt. Sanitäter, die auf den Märkten im Einsatz sind, beschweren sich hingegen über mangelnde Informationen von Behörden.

Der Unbekannte wird stets so beschrieben: Er soll 1,80 Meter groß und etwa 40 Jahre alt sein. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um denselben Täter handelt, der ebenfalls am 7. Dezember einem Paar – 24 und 26 Jahre alt – auf dem Weihnachtsmarkt am Opernpalais offenbar vergiftete Schnapsflaschen angeboten hatte.

Einen Tag später, am 8. Dezember, folgten zwei weitere Taten auf dem Breitscheidplatz und wieder eine auf dem Alexanderplatz: Fünf Menschen hatte der Täter auf beiden Weihnachtsmärkten mit der Lügengeschichte zum Trinken verführt. Teilweise waren die Symptome danach so schlimm, dass die Opfer zusammenbrachen und kurzzeitig das Bewusstsein verloren.

Der jüngste Fall ereignete sich nach jetzigen Erkenntnissen am Sonnabend: Eine 15-Jährige wurde auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Einkaufszentrum Alexa von einem als Weihnachtsmann verkleideten Mann angesprochen. Dieser spendierte ihr einen Schnaps. Das Mädchen musste sich mehrfach übergeben, hatte kurzzeitig Erinnerungslücken.

Die Polizei geht davon aus, dass dem Inhalt der Schnapsflaschen wahrscheinlich K.o.-Tropfen – ein verschreibungspflichtiges Narkotikum – beigemischt worden waren. Das Ergebnis der Untersuchungen durch die Kriminaltechniker steht noch aus. Die Polizei warnt davor, von Fremden angebotene Getränke anzunehmen und zu konsumieren.

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