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Brandenburg: Glänzend war nicht nur das Festival – auch das Geschäft

Was bringt die Berlinale eigentlich Berlin? Gäste, Einnahmen, Zählbares? Eine Bilanz

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Berlin - Nils Busch-Petersen ist Berlinale-Fan. Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg guckt sich zwar keine Filme an, weiß aber, dass so draußen in der Welt der Berlin-Hype mit neuen Bildern gefüttert wird. Das fördert den Touristenstrom. Die 63. Berlinale ist zu Ende und fast alle Beobachter – bis auf die Filmkritiker – sind wieder voll des Lobes. Das ökonomische Mantra lautet: Die Berlinale rechnet sich für die Stadt. Jeder Fördereuro fließt dreifach zurück, ergab eine Studie der Investitionsbank Berlin. Das Tolle daran: Die Förderung von rund 6,5 Millionen Euro zahlt der Bund.

Das Filmfestival hatte dieses Jahr ein Budget von 21 Millionen Euro. Das meiste Geld wird über Ticketverkauf und Merchandising eingenommen. Außerdem beteiligen sich Sponsoren wie BMW und L’Oréal. 1000 Menschen arbeiten für die Berlinale, das Festival beschäftigt ganzjährig 35 Mitarbeiter.

Entscheidend für den Erfolg sind zwei Dinge: der Fankult und der Glamourfaktor. Fans strömen jedes Jahr in die Kinos, um Filme unbekannter Regisseure zu sehen, die es außerhalb des Festivals kaum in die Kinos schaffen würden. Die Vorführungen sind zu 99,9 Prozent ausverkauft. Je mehr Stars aus Hollywood über den roten Teppich flanieren, desto höher die Einschaltquoten und das Presseecho. Den Schauspielern und Regisseuren werden drei Hoteltage bezahlt, die Flugkosten müssen sie selbst tragen.

„Das Filmfestival ist einer der wichtigsten Magnete des Berliner Kulturlebens mit entsprechend positiver Wirkung auf den Tourismus“, sagt Burkhard Kieker von Visit-Berlin. Und Jürgen Schepers, Kreativwirtschaftsexperte der Industrie- und Handelskammer, sagt: „Die Berlinale hat es in den letzten Jahren geschafft, zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt zu werden.“ Das Bruttoinlandsprodukt Berlins wachse durch die wiederkehrende Berlinale um 88 Millionen Euro. Dabei reisen gerade mal 25 000 Filmtouristen an. Die restlichen 75 000 Besucher kommen aus Berlin. Zum Vergleich: Zur Grünen Woche füllten mehr als 400 000 Menschen die Messehallen. Fakt ist, so Dehoga-Geschäftsführer Thomas Lengfelder, dass die Hotels am Potsdamer Platz zur Berlinale komplett ausgebucht sind, aber die Häuser abseits des Rummels kaum davon profitieren. Dennoch sei die Berlinale wunderbare Werbung für die Stadt.

Hartmut Mertens von der Investitionsbank Berlin (IBB), Autor der IBB-Berlinale-Studie, attestiert Kosslick ein glückliches Händchen. Der Aufmerksamkeitswert sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Dagegen fielen die Kosten für die Stadt – Straßensperrungen, Polizeieinsätze, Saubermachen – kaum ins Gewicht. Nur die Taxifahrer grämen sich. „Zu viele zu kurze Fahrten“, beklagt Uwe Gawehn von der Taxiinnung. Und Stars nutzten eher den Limousinenservice. „Für Edelgäste sind wir nicht gut genug.“ Dabei gebe es genug präsentable Taxen – und die Fahrer würden sich auch was Ordentliches anziehen. Thomas Loy

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