
© Lutz Hannemann
Brandenburg: Goldener Boden
Brandenburgs Immobilienpreise gehen weiter auseinander. In Potsdam Rekordwerte, im Land Schnäppchen
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Potsdam - Häuslebauer, Käufer von Eigenheimen und Eigentumswohnungen müssen in der Region immer tiefer in die Tasche greifen. Wie auch in Berlin steigen die Immobilienpreise im Umland weiter an. Am stärksten geht es in der Landeshauptstadt Potsdam nach oben, dem mit Abstand teuersten Pflaster der Mark.
Das geht aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht für das Land hervor, der am Donnerstag in Potsdam vorgestellt wurde. Danach wächst das Wohlstandsgefälle zwischen dem Speckgürtel und den berlinfernen Regionen weiter. „Das klassische Baufeld ist im Berliner Umland zweieinhalb Mal so teuer wie in der Peripherie“, erläuterte Jürgen Kuse, der Vorsitzende des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte. Der „Speckgürtel“ dehne sich aus.
Baugrundstücke, Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen werden im Umland teurer. Im Schnitt kostete danach ein Einfamilienhaus in den Gemeinden innerhalb des Autobahnringes rund 222 800 Euro, sieben Prozent mehr als 2013. Eine Baulandparzelle kostete hier im Schnitt 97 Euro je Quadratmeter, 2013 waren es 91 Euro. Für ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte erhöhte sich der Kaufpreis im Schnitt auf 187 000 Euro (plus acht Prozent). „Im nationalen Vergleich ist das immer noch wenig“, sagte Kuse. In Süddeutschland, bei München oder Frankfurt am Main, sei das Preisniveau fünfmal so hoch.
Auch um den künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg, wo wegen der absehbaren Lärmbelastungen ein Wertverfall prophezeit worden war, ist kein Einbruch erkennbar. „Aktuell sind die Baulandpreise in den betroffenen Gemeinden stabil und in den bekannten künftigen Überfluggebieten darüber hinaus sogar gestiegen.“
Einsamer Spitzenreiter Brandenburgs bleibt Potsdam, wo der Quadratmeter Wohnbauland mittlerweile 230 Euro kostet, gegenüber 70 Euro im Landesschnitt. Ein Einfamilienhaus schlägt hier im Schnitt mit 450 800 Euro zu Buche – das ist doppelt so viel wie im Berliner Umland. Ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushäfte ist in Potsdam nicht unter 312 000 Euro zu haben. Bereits für Eigentumswohnungen kletterten die Preise weiter auf 321 000 Euro im Schnitt (Vorjahr: 319 000 Euro). „Es ist keine Blase“, sagte Kuse dazu. Im Bericht heißt es, Wohn-Investitionen in Potsdam versprächen gute Renditechancen bei geringem Risiko. „Die Lage auf dem angespannten Wohnungsmarkt wird sich weiter zuspitzen, da der großen Nachfrage nur ein begrenztes Angebot entgegensteht.“ Das führe „zu deutlichen Mietsteigerungen“.
Der Kontrast zu den ferneren Regionen könnte kaum größer sein. Dort kann man sich den Traum vom Einfamilienhaus schon für rund 100 000 Euro erfüllen, für 889 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, wobei auch außerhalb des Speckgürtels die Preise um fünf Prozent anstiegen. Es gibt Ausnahmen, nämlich die von Entvölkerung besonders betroffenen Regionen, wo mangelnde Nachfrage zu Niedrigpreisen führen: In Elbe-Elster etwa kostet ein Einfamilienhaus 54 400 Euro, in Oberspreewald-Lausitz 80 400 Euro und in Cottbus rund 140 000 Euro.
Insgesamt wird Grund und Boden teurer, nicht nur bei Wohnimmobilien, was auch die weiter stark ansteigenden Preise für Acker (plus 16 Prozent), Wälder (plus 24 Prozent) und Grünflächen (plus neun Prozent) belegen. So kletterten in der Uckermark, wo die fruchtbarsten Böden des Landes sind, die Bodenrichtwerte für Ackerflächen auf den Rekordwert von rund zwei Euro je Quadratmeter.
Für den jährlichen Bericht hat der Oberste Gutachterausschuss – dem vom Innenministerium berufene Experten angehören – alle Kaufverträge ausgewertet, die 2014 abgeschlossen wurden. Der Umsatz bei Immobiliengeschäften kletterte um ein Viertel auf 4,1 Milliarden Euro. Insgesamt hatten 35 000 Immobilien den Besitzer gewechselt, etwa so viele wie 2013, 52 500 Hektar. „Das sind zwei Prozent der Landesfläche“, sagte Kuse. „In 50 Jahren ist Brandenburg einmal verkauft.“ Thorsten Metzner
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