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Brandenburg: Grüne für Auslaufen der Förderschulen Gutachten fordert Start 2012/2013

Potsdam - Die brandenburgischen Grünen drängen auf einen klaren, konkreten Fahrplan für eine stufenweise Auflösung der meisten Förderschulen im Land bis 2020. Am Mittwoch präsentierte die Landtagsfraktion der Grünen ein Gutachten des Berliner Erziehungswissenschaftlers Ulf Preuss-Lausitz, das eine schnellere Einführung des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nichtbehinderten Kindern fordert als bislang vorgesehen.

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Potsdam - Die brandenburgischen Grünen drängen auf einen klaren, konkreten Fahrplan für eine stufenweise Auflösung der meisten Förderschulen im Land bis 2020. Am Mittwoch präsentierte die Landtagsfraktion der Grünen ein Gutachten des Berliner Erziehungswissenschaftlers Ulf Preuss-Lausitz, das eine schnellere Einführung des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nichtbehinderten Kindern fordert als bislang vorgesehen. Preuss plädierte dafür, „schon 2012/2013 damit zu beginnen“, Kinder mit Lernauffälligkeiten und Verhaltensschwierigkeiten in Brandenburg an allgemeinen Schulen statt wie bisher an den Förderschulen – er nannte sie Nachfolger der DDR-Hilfsschule – einzuschulen. „Es gibt keinen fachlichen Grund, den Start in die nächste Legislaturperiode zu verschieben, außer politische Vorbehalte“, sagte Preuss-Lausitz. Voraussetzung wäre nach seinen Worten natürlich, dass die Sonderpädagogen gleichzeitig und adäquat aus den Förderschulen mit hinüber in allgemeine Schulen wechselten, was in anderen Ländern längst praktiziert werde. Zum anderen dürfe es trotz geringerer Kinderzahlen keine Personalreduzierungen bei Sonderpädagogen in Brandenburg geben.

Sein Antrag deckt sich mit dem ursprünglichen, aber verworfenen Ansatz von Bildungsministerin Martina Münch (SPD), die Anfang 2011 die Schließung der Förderschulen bis 2019 angekündigt hatte, davon aber nach einem Proteststurm wieder Abstand nahm. Das Land plant nun, erst ab 2014/2015 in die konkrete Umsetzung der Inklusion einzusteigen. Auch die Grünen hatten heftige Kritik an Münchs Ankündigung geübt. Für deren Bildungsexpertin Marie-Luise von Halem ist es kein Widerspruch, nun auf Tempo drängen. „Das Problem ist, dass Münch mit dem Schlingerkurs für Verunsicherung gesorgt hat“. In Brandenburg besuchen derzeit rund 16 000 Kinder Förderschulen. Neben körperlichen und geistigen Behinderungen sind oft Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten der Grund. Der Abschluss der Förderschulen wird nicht anerkannt. Das ist eine Ursache, weshalb in Brandenburg etwa jedes zehnte Kind die Schule ohne einen Abschluss verlässt. Eine Zukunft haben viele Förderschulen nach dem Gutachten ohnehin nicht, schon aus demografischen Gründen. Viele Förderschulen würden ab 2020 die Mindestgröße nicht mehr erreichen, so Preuss-Lausitz. Er nannte es „Wahnsinn“, Kinder mit Behinderungen in einem Flächenland wie Brandenburg über extreme Entfernungen in Förderschulen zu bringen, „es kostet die Zeit der Familie am Morgen, die Zeit des Kindes am Nachmittag und das Geld für den Transport“, während die Kinder wohnortnah mit ihren Freunden die Schule im Ort besuchen könnten, zum beiderseitigen Vorteil. Nötig sei dafür auch eine bessere Ausbildung der Lehrer, sagte Preuss-Lausitz. Der Umgang mit den Förderschulen bleibt in Brandenburg ein Politikum. Die CDU lehnt eine Auflösung der Schulen, egal wann, strikt ab. Thorsten Metzner

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