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Kluft zwischen Speckgürtel und ländlicher Region immer größer: Gute Verkehrsanbindung an die Metropole, aber weniger Lärm und Dreck

Der sogenannte Speckgürtel nahe der Hauptstadt zieht Menschen an, in ländlichen Regionen aber fehlen sie. Für die Wohnungswirtschaft ein Dilemma.

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Potsdam - Die Kluft zwischen dem Berliner Speckgürtel und den ländlichen Regionen Brandenburgs wächst weiter: Während in Hauptstadtnähe der Wohnraum immer knapper wird, beklagen entfernte Landkreise einen immer größeren Leerstand. Wie der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) am Dienstag in Potsdam mitteilte, sind insbesondere die Landkreise Prignitz, Elbe-Elster und Spree-Neiße betroffen. In diesen Regionen wird bis 2020 eine Leerstandsquote von bis zu 35,8 Prozent erwartet, weil die Bevölkerung dort stetig sinkt. In Potsdam wird dagegen mit einem Zuwachs von 12,2 Prozent bis 2020 gerechnet, für den Landkreis Teltow sogar mit 19,8 Prozent.
„Wir erleben ein ausgeprägtes Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum“, sagte Verbandschefin Maren Kern. „Eine zweite Leerstandswelle steht bevor.“ Die 211 Mitgliedsunternehmen kämen beim Abriss von leer stehenden Wohnungen nicht mehr hinterher - trotz erheblicher Anstrengungen. Laut Verband haben sie rund 54 000 Wohnungen seit 2002 abgerissen. „Damit haben unsere Mitglieder in den vergangenen Jahren jeden Tag mehr als 400 000 Euro Eigenkapital vernichtet für die Zukunftssicherung unsere Städte“, sagte Kern.
Nach Verbandsangaben beteiligt sich kein anderer Gebäudeeigentümer in diesem Umfang an dem Programm Stadtumbau Ost, das den Abriss fördert und zugleich Innenstädte und Wohnquartiere aufwerten soll.
Nach Überzeugung von Kern muss das Förderprogramm flexibler werden. Sie forderte eine ausreichende Finanzausstattung: Bis 2020 müssten voraussichtlich weitere 50 000 Wohnungen abgerissen werden. Dafür sei ein Fördervolumen von mindestens 500 Millionen Euro nötig.
Im Berliner Umland dagegen hat der Leerstand laut Verband einen Tiefstand erreicht: In Kleinmachnow liegt er beispielsweise bei 0,6 Prozent, in Potsdam bei 2,3 Prozent. Hier müsse dringend neu gebaut werden, so Kern. In der Landeshauptstadt sind etwa 7500 Wohnungen bis 2020 erforderlich, im Landkreis Teltow 2000. Laut Angaben wollen die BBU-Unternehmen bis 2020 für mehr als 65 Millionen Euro mindestens 2000 neue Quartiere schaffen, mehr als die Hälfte davon in Potsdam.
Damit diese jedoch für Mieter bezahlbar seien, sei eine flexible Wohnbauförderung nötig, so Kern. Die Richtlinien müssten den regionalen Unterschieden in Brandenburg gerecht werden. Derzeit liegen die Nettokaltmieten von BBU-Unternehmen im Schnitt bei 4,61 Euro pro Quadratmeter, in Potsdam und im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind über 5 Euro fällig.

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