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Brandenburg: Haasenburgbericht fertig

Kommissionschef: „Es kann nicht so weitergehen bei Unterbringung problematischer Jugendlicher“

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Potsdam - Der Bericht zu Misshandlungsvorwürfen gegen die umstrittenen Haasenburg- Heime in Brandenburg ist fertig. „Wir haben ihn dem Ministerium übergeben“, sagte Martin Hoffmann, Vorsitzender der eingesetzten Untersuchungskommission, am Donnerstag. „Wir geben eine Reihe von Empfehlungen.“ Details konnte er mit Verweis auf die Zuständigkeit des Jugendministeriums nicht. Er ließ damit offen, ob und in welchem Umfang Kinder und Jugendliche tatsächlich gedemütigt und misshandelt worden sind. Der etwa 120- seitige Bericht sei so abgefasst, dass er – mit Ausnahme des personenbezogenen Anhangs – komplett veröffentlicht werden könne, sagte Hoffmann. Der Berliner Diplom-Psychologe geht davon aus, dass dies in wenigen Tagen geschieht. Knapp vier Monate hatte das sechsköpfige Gremium frühere oder heutige Heimbewohner sowie Mitarbeiter befragt. Zudem wertete es interne Protokolle des Heimbetreibers und des Landesjugendamtes aus.

Jugendministerin Martina Münch (SPD) hatte die Experten aus Justiz, Jugendhilfe, Psychiatrie und Sozialpädagogik eingesetzt. Ihr Haus werde den Bericht prüfen und sich zeitnah äußern, hieß es. Ob dies noch vor der nächsten Sizung des Jugendausschusses des Landtages am nächsten Donnerstag sein wird, ließ er offen. Laut Tagesordnung will sich der Ausschuss mit dem Bericht befassen und über die künftige Struktur der Kinder- und Jugendhilfe beraten.

Laut Hoffmann ist der Bericht eine gute Grundlage für eine fachliche Diskussion – auch über Brandenburg hinaus. Bundesweit sei eine neue Debatte über geschlossene Unterbringung problematischer Kinder und Jugendlicher nötig. „Es kann nicht einfach so weitergehen wie bislang“, sagte der Psychologe. „Es liegt aber nicht in unserer Hand, welche Konsequenzen gezogen werden.“ Auch der Heimbetreiber rechnet mit Veränderungen. „Es wird mit Sicherheit Verbesserungsvorschläge und Kritik geben“, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Vorwürfe hätten sich aber nicht bestätigt. Er bezeichnete bisherige Sanktionen und Folgen für die Einrichtungen als unverhältnismäßig. So hätten etwa 100 Beschäftigte ihre Arbeit verloren. Für die Einrichtung in Müncheberg (Märkisch-Oderland) gilt ein Belegungsstopp. In Neuendorf am See (Dahme-Spreewald) dürfen unter bestimmten Bedingungen neue Bewohner aufgenommen werden. Das dritte Haasenburg-Heim in Jessern (Dahme-Spreewald) wurde vom Betreiber stillgelegt. Derzeit werden insgesamt etwa 50 Kinder und Jugendliche betreut.

Bei der Staatsanwaltschaft Cottbus sind etwa 70 Verfahren wegen Misshandlungsvorwürfen anhängig. Ein vierköpfiges Team ermittelt aufgrund von Anzeigen von früheren Heimbewohnern oder aufgrund von Medienberichten. Vor Ende 2013 rechnet die Staatsanwältin nicht mit einem Ergebnis. Es seien noch zahlreiche Zeugen zu vernehmen und der Bericht der Untersuchungskommission müsse hingezogen werden. Marion van der Kraats

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