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Tierarzt Andreas Valentin (l.) und Anwohner Bernd Brodhofer kümmern sich am Dienstag (12.07.11) in Hohenwutzen um den verletzten Weißstorch Hansi (Ciconia ciconia). Das Tier hatte zweimal Beruhigungsmittel in Fischen verabreicht bekommen und war nicht eingeschlafen. Als der Vogel mit einem Kescher gefangen war, konnte der Angelhaken, der in seinem rechten Bein steckte, problemlos entfernt werden.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Storch Hansi gerettet: Hansi hatte schon mit dem Fressen aufgehört

Tierarzt Andreas Valentin betäubte den Vogel und entfernt den Angelhaken aus dem Bein des verletzten Storchs aus Hohenwutzen.

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Hohenwutzen - Etwas schief steht Storch Hansi auf einem Bein am Rande seines Nestes im brandenburgischen Hohenwutzen. In seinem Oberschenkel steckt ein Angelhaken mit einem abgerissenen Stück Schnur. Das Metall glitzert funkelnd in der Sonne. Hansi ist in diesem Jahr der erste verletzte Storch in Märkisch-Oderland, wie Peter Streckenbach von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises sagt. Zum Höhepunkt der Erntesaison, wenn Störche unter die Mähdrescher gerieten, seien in Brandenburg noch einige verletzte Tiere zu erwarten.

Hansi füttert seine drei Jungen im Nest auf dem Ziegelschornstein. Sorgsam reicht er mit dem Schnabel ein paar Fische. Erst seit Montag füttere er wieder seinen Nachwuchs, sagt Bernd Brodhofer, auf dessen Grundstück sich Hansi gerne aufhält. Zeitweilig habe er sogar selbst nicht mehr gefressen. Jetzt stehe der Vogel zumindest nicht mehr ganz so wackelig, sagt er.

Wie der Metallköder in das Storchenbein gelangte, kann sich Hobby-Fischer Brodhofer nicht erklären. Absichtlich werde wohl keiner den Haken auf den Storch geworfen haben, sagt er.

„Das Tier hat sich vermutlich beim Fischen in der Oder in einer Angelschnur verfangen“, vermutet Tierarzt Andreas Valentin, der in seiner Wildtierstation unter anderem drei Jungstörche pflegt. Durch die Strömung habe sich der Köder wohl in das Bein gebohrt.

Mehrere Schaulustige beobachten, wie die etwa zehn Wochen alten Jungtiere ihre Hälse recken. Ihre Fahrräder haben die Neugierigen beiseite gestellt. „Der Storch ist uns richtig ans Herz gewachsen“, sagen Kerstin Grimm und Heiko Rex, auf deren Grundstück Hansi wohnt. Als Rex den Haken im Storchenbein entdeckte, sei sie sehr besorgt gewesen, sagt Grimm. „Ich möchte bloß, dass es ihm gut geht.“

Storch Hansi landet auf einer Wiese auf dem Grundstück Brodhofers. Humpelnd wagt er sich bis auf zwei Meter an den Hausbesitzer heran. „Ein alter Mann auf der Straße war der einzige, der den Vogel aus der Hand füttern konnte“, sagt Brodhofer. Der habe ihm auch seinen Namen gegeben.

Tierarzt Valentin schneidet einen Fisch der Länge nach auf und streut Betäubungsmittel hinein. „Wir wollen den Angelhaken lieber entfernen“, sagt er und reicht Brodhofer den Köder. Je nachdem was der Vogel gefressen habe, sollte er in 30 bis 90 Minuten einschlafen. „Hauptsache er fliegt in der Zeit nicht weg“, hofft der
Tierarzt. Als Hansi nach zwei Stunden und einer weiteren Dosis Betäubungsmittel immer noch keine Anstalten macht, einzuschlafen, entscheidet sich Valentin kurzerhand, ihn auf der Wiese einzufangen. Von hinten schleicht sich der Tierarzt an und wirft einen Käscher über den Vogel. Da überkommt Hansi dann doch die Müdigkeit und er ergibt sich willenlos seinem Schicksal. Vorsichtig entfernt Valentin den Metallhaken aus dem Bein. Bestimmt steht Hansi bald wieder stolz
und aufrecht am Nest - und kann im September mit seiner Familie gen Süden fliegen.

Sandra Hottenrott

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