Brandenburg: Hast du Misstöne?
Wie ein Minister die Sternsinger doch empfing
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Potsdam - Nun sind sie doch gekommen. Die Sternsinger, Kinder aus der Pfarrei Heilig Kreuz aus Frankfurt (Oder), segneten am Dienstag das brandenburgische Jugend- und Bildungsministerium in Potsdam. Dass es so kommen sollte, war am Wochenende nicht klar und hat mit Missverständnissen und Querelen im Ministerium zu tun. Noch am Freitag sagte ein Sprecher des neuen Bildungsministers Günter Baaske (SPD), dass es für den Besuch der Sternsinger keinen Termin gebe. Am Wochenende ergoss sich im Internet ein Shitstorm über Baaske, die CDU war empört über den „Affront gegenüber allen Christen im Land“. Vor einem Jahr kam es noch unter der Ex-Bildungsministerin Martina Münch (SPD) zu einem Eklat – wegen der Sternsinger. Das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Münch war ohnehin zerrüttet; doch als die Sternsinger auf Münchs Einladung beim Neujahrsempfang auftraten, beklagte der Personalrat die religiöse Vereinnahmung. Mitarbeiter äußerten ihr „Unverständnis für die Präsentation dieser religiös geprägten Teile im Zusammenhang mit einer dienstlichen Veranstaltung“. Und dass öffentliche Einrichtungen religiöse und weltanschauliche Neutralität zu wahren haben.
Wohl deshalb und wegen des Wechsels an der Ministeriumsspitze nach der Landtagswahl bemühte sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) nicht aktiv um einen Termin. Aber auch das Ministerium hielt still. Der Verband ließ erkennen, dass es auf beiden Seiten Missverständnisse gegeben habe. Baaske sagte am Wochenende, natürlich empfange er die Sternsinger herzlich gern. Eilig wurde doch noch ein Termin vereinbart. Am Dienstag übergab Baaske dann in der Kälte vor dem Ministerium Geldspenden seiner Mitarbeiter in einer selbstgebastelten Box seines Sprechers. Auch der Personalrat kam. Die Kinder brachten an den beiden Dienstgebäuden den Segensspruch „20+C+M+B+15“ an. Er steht für „Christus Mansionem Benedictat“ („Christus segne dieses Haus“). Baaske sagte: Kinder und Jugendliche hätten immer alles Recht der Welt, ihr Anliegen im Jugendministerium vorzutragen.
Anekdote am Rande: Selbst die CSU im bayrischen Landtag erboste sich über Baaske. Allerdings zu spät. Noch am Dreikönigstag erklärte eine CSU-Politikerin: Man gewinne den Eindruck, dass die SPD die christliche Mehrheit in diesem Lande in den Hintergrund drängen möchte. Dass Baaske doch die Sternsinger empfängt, hatte die CSU verpasst. Baaskes Ministeriumssprecher Florian Engels, selbst Bayer, antwortet – und zwar mit Dialekt: „I woaß ja, wie’s in Bayan so zuageht und was die bei dera CSU so ois glam und verbreit’n tun. Sie verbreit’n oan echt’n Schmarrn. Jo mei, so sans, die Bayan. Manche a bisserl deppert. Hauptsach’, es geht gegen die Sozis.“axf
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