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Brandenburg: Hauptbahnhof: Die Flachdecke muss raus

Landgericht gibt Architekten Recht, deren Gewölbeentwurf von der Bahn nicht umgesetzt worden ist

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Berlin - Diese Entscheidung von Bahnchef Hartmut Mehdorn kann sehr teuer für die Bahn werden. Gestern hat das Landgericht Berlin entschieden, dass die Bahn AG die Flachdecke im Untergeschoss des neuen Berliner Hauptbahnhofs entfernen muss. Geklagt hatte das Architekturbüro von Meinhard von Gerkan, der für den Vorzeigebahnhof der Bahn eine Gewölbedecke vorgesehen hatte. Die Bahn hat bereits Berufung angekündigt. Ein Austausch der Decke würde nach ihren Angaben etwa 40 Millionen Euro kosten und drei Jahre dauern.

„Das Geld hätte die Bahn sparen können, wenn sie unseren Entwurf verwirklicht hätte“, sagte von Gerkan nach der Verhandlung. Die Zivilkammer 16 des Landgerichts hatte seiner Klage statt gegeben. Die eingebaute Flachdecke verfälsche den architektonischen Entwurf „tief greifend“, begründete das Gericht. Die Bahn als Bauherr habe die ursprüngliche Planung genehmigt Damit sei es nicht mehr möglich gewesen, die Pläne ohne Zustimmung des Architekten zu verändern.

Die Bahn hatte auf die Gewölbedecke verzichtet, weil sie ihrer Ansicht nach zu teuer gewesen wäre. Die Angebote hätten das Budget ums Doppelte übertroffen. Vorgesehen waren 7,4 Millionen Euro für den Deckenbau. Nach der Ausschreibung habe die Bahn versäumt, die Kostenplanung den Architekten vorzulegen, so das Gericht. Statt dessen hat sie sich für den Einbau der Flachdecke entschieden.

Gerkan ist überzeugt, dass es möglich gewesen wäre, die Gewölbedecke zum von ihm veranschlagten Preis und in der vorgesehenen Zeit zu bauen. Die Bieterangebote mit den einheitlich hohen Kosten seien „fragwürdig“ gewesen, befand auch das Gericht. Die Architekten hätten die Möglichkeit haben müssen zu prüfen, ob die Bieter „Mondpreise“ vorgelegt hätten oder ob ihre eigene Kostenkalkulation falsch war.

Wegen der „Schwere der Entstellung“ des von den Architekten konzipierten Bahnhofskunstwerks sei es der Bahn zumutbar, die Flachdecke auszubauen, so das Gericht. Der Vorsitzende Richter bezweifelte überdies, ob der Abriss und Neueinbau der Decke tatsächlich, wie von der Bahn behauptet, 40 Millionen Euro kosten würde.

Nach Angaben der Architekten würde die Gewölbedecke auch die Akustik im Bahnhof weiter verbessern, was die Bahn angezweifelt hatte. Dafür sie die Decke besonders konstruiert worden, sagte Jürgen Hillmer vom Architekturbüro.

Ein Abriss der Decke wäre nach Ansicht von Experten derzeit betrieblich möglich, weil die Bahn die acht Gleise mit vier Bahnsteigen noch nicht voll nutzt. Problematisch würde es, wenn sich der Rechtsstreit hinzieht und eine Entscheidung erst fällt, wenn auch bereits der Flughafen-Express vom Hauptbahnhof zum neuen Flughafen in Schönefeld fährt.

Gerkan ärgerte sich gestern aber trotzdem. Heute würde er nämlich auch gegen die von Mehdorn durchgesetzte Verkürzung des Ost-West-Daches am Hauptbahnhof klagen, sagte er. Damals habe er auf die Vernunft und Einsicht gesetzt. „Und das war ein Fehler“.

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