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Brandenburg: Herpes dank Hitler

Filmpremiere von „Er ist wieder da“ im Zoo-Palast

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Berlin - Er war wieder da. Oder doch fast. Immerhin täuschend echt. In seinem 1998 erschienenen Roman „Aurora“ lässt der britische Romanautor Robert Harris den Genossen Stalin wieder auferstehen. An dessen Tod ist zwar nicht zu rütteln, aber er hat einen Sohn hinterlassen, der alle physischen und mentalen Voraussetzungen besitzt, um als Papas Wiedergänger die postsowjetische Gesellschaft durchzurütteln und die Altstalinisten Morgenluft wittern zu lassen. Verfilmt wurde der Politthriller auch, mit Daniel Craig. (Nein, der spielt nicht den jungen Stalin, sondern einen britischen Historiker.)

Der georgische Schnauzbart überlebt weder Buch noch Film, was in der politischen Fiktion ein Segen, filmhistorisch aber bedauerlich ist. Denn das wäre doch mal ein doller Stoff, den nachgeborenen Stalin und den wiedergeborenen Hitler in einem Film aufeinandertreffen zu lassen. So aber wird man sich auch künftig nur mit einem von beiden begnügen müssen – im aktuellen Fall eben mit Hitler.

„Er ist wieder da“, so hieß der 2012 erschienene Bestseller von Timur Vermes, der die Fiktion ausspinnt, dass Hitler nach knapp 70 Jahren Tiefschlaf im Berlin der Gegenwart erwacht. Stalin Jr. musste sieben Jahre auf die Verfilmung warten und schaffte es auch nur ins Fernsehen, Hitler dagegen verbuchte hier einen Punktsieg: Nach bereits drei Jahren verfilmt, fürs Kino! Mit Weltpremiere in der ehemaligen Reichshauptstadt, dem Ort seiner schlimmsten Untaten. Am Dienstagabend wurde dafür vor dem Zoo-Palast der rote Teppich ausgerollt, ein schon zu Hitlers Zeiten traditioneller Ort des Films. Dort stand der Ufa-Palast am Zoo, mit Premierenfilmen wie „Jud Süß“, „Der ewige Jude“ oder auch „Münchhausen“.

Eine Weltpremiere legt einen voluminösen Starauftrieb nahe, der Abend wurde dem gerecht. Die Liste der Beteiligten reichte vom Regisseur David Wnendt über die Produzenten Christoph Müller, Lars Dittrich, Oliver Berben und Martin Moszkowicz bis zu den Darstellern Fabian Busch, Christoph Maria Herbst, Katja Riemann, Franziska Wulf, Lars Rudolph, Michael Kessler, Thomas Thieme – und natürlich Oliver Masucci als Hitler. Eine Rolle, die Herausforderungen birgt, von der normale Bartträger nichts ahnen, wie Masucci vor der Premiere wissen ließ: „Morgens in der Maske war noch alles in Ordnung, aber als der Bart abends abgenommen wurde, hatte ich so einen Wirsing an der Lippe.“ Herpes dank Hitler! ac

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