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Brandenburg: Hersteller will S-Bahn fahren

Bombardier will sich mit einem Partner um den Betrieb des Rings bewerben und hat Ansprüche der Deutschen Bahn auf Schadenersatz als unbegründet zurückgewiesen

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Berlin – Das ist ein Versprechen: Neue S-Bahnen sollen zuverlässiger fahren als heute und unterwegs kaum noch schlappmachen. „Wir streben eine Verlässlichkeit von rund 99 Prozent an“, sagte am Montag der Deutschland-Chef des Fahrzeugherstellers Bombardier, Michael Clausecker, dieser Zeitung. Bombardier will sich – mit einem noch nicht ausgewählten Partner – um den Betrieb der S-Bahn bewerben, der für den Ring und die südöstlichen Zulaufstrecken ausgeschrieben wird. Die Firma will dabei auch für die Wartung der neuen Züge zuständig bleiben, um sicherzustellen, dass die Wagen in Schuss bleiben, sagte Clausecker.

Dass Hersteller auch für die Wartung neuer Bahnen zuständig bleiben, ist nicht neu. Bombardier praktiziert dieses Verfahren unter anderem in Niedersachsen. Das Unternehmen hat für den Regionalverkehr Loks und Doppelstockwagen geliefert und die Verantwortung für die Wartung übernommen. Die Arbeiten erfolgen in einer Werkstatt der Osthannoverschen Eisenbahn durch deren Mitarbeiter, werden aber von Bombardier gesteuert. Den Betrieb hat die Gesellschaft Metronom übernommen, an der die NiedersachsenBahn GmbH, das Tochterunternehmen Benex der Hamburger Hochbahn sowie die Bremer Verkehrsgesellschaft mbH beteiligt sind. Die Zusammenarbeit mit Bombardier sei sehr gut, die Ausfallrate der Züge gering, sagte Metronom-Sprecher Hagen Grützmacher.

In Berlin will Bombardier nach Clauseckers Angaben versuchen, das Land als Partner für den Betrieb zu gewinnen, das dafür eine Tochtergesellschaft gründen könnte, wie es die Hochbahn in Hamburg praktiziert. Clausecker kann sich aber auch eine Partnerschaft mit der BVG vorstellen. Oder mit einem anderen Betreiber – möglicherweise sogar mit der Bahn.

Derzeit ist eine Zusammenarbeit mit der Bahn allerdings schwer vorstellbar. Der Konzern hat Bombardier wegen nach Ansicht der Bahn verschwiegenen Mängeln beim Bau der 500 Doppelwagen der Baureihe 481 für die Berliner S-Bahn verklagt und fordert rund 350 Millionen Euro Schadenersatz – bei einem Auftragswert von damals rund 1,1 Milliarden Euro. Bombardier hat die Ansprüche als unbegründet zurückgewiesen. Die Probleme bei den Fahrzeugen seien durch mangelhafte Wartung verursacht worden. Dabei müsse auch eine aufwendige Wartung nicht teuer sein; durch eine spezielle Technologie ließen sich Kosten senken, sagte Clausecker. In Niedersachsen würden bereits potenzielle Fehler an den Fahrzeugen erfasst und Teile dann ausgetauscht, auch wenn sie vielleicht noch einige Wochen oder auch Monate funktionieren würden. In Berlin hatte die S-Bahn, um die Kosten zu drücken und Gewinne ausweisen zu können, unter ihrer früheren Geschäftsführung Werkstätten geschlossen, Stellen gestrichen und auch die Wartung nicht wie vorgeschrieben vorgenommen.

Clausecker rechnet damit, dass die ersten neuen Züge frühestens 2018 eingesetzt werden könnten. Für das Entwickeln, das Erproben und den Bau seien durchschnittlich 44 Monate erforderlich. Wer die S-Bahn auf dem Ring ab Mitte Dezember 2017 betreiben darf – und dafür neue Bahnen bestellen muss – soll sich im Sommer 2014 entscheiden. Interesse haben mehrere Unternehmen signalisiert – unter anderem, wie berichtet, die Pariser Verkehrsbetriebe. Klaus Kurpjuweit

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