
© dpa/Peter Förster
Hilfe in den letzten Tagen: Lücken bei der Sterbebegleitung in Brandenburg
Der Gesundheitsausschuss des Brandenburger Landtags beschäftigte sich mit der Situation der Hospize im Land. Ohne Ehrenamtliche wären viele Hilfsangebote nicht zu stemmen.
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Es gehe um das Leben im Sterben, sagte Pfarrer Matthias Blume. Der theologische Vorstand des Diakonissenhauses Teltow-Lehnin sitzt am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Brandenburger Landtags. Dort berichtete er im Rahmen eines Fachgesprächs von der Hospizarbeit in Brandenburg. Denn in Brandenburg gibt es immer mehr schwerstkranke Menschen, die an ihrem Lebensende nicht in einem Krankenhaus sterben, sondern ihre letzten Lebenstage in einem Hospiz verbringen wollen. „Wir möchten, dass den Menschen ein als würdevoll erfahrenes Leben bis zuletzt ermöglicht wird.”
Seit 1994 ist das Diakonissenhaus zunächst in der ambulanten, später auch in der stationären Hospizarbeit engagiert. „Wir sehen in der Hospizarbeit eine urdiakonische Aufgabe, der wir uns stellen wollen, wo immer wir Bedarfe entdecken”, sagt Blume.
Wie wichtig dem Diakonie-Träger, der gerade auch ein stationäres Hospiz in Prenzlau aufbaut, die Versorgung von Menschen am Lebensende ist, zeigt sich auch daran, dass alle Mitarbeiter sämtlicher Pflegeeinrichtungen in Palliativersorgung geschult werden. Doch da beginnen auch die Probleme, vor denen die Hospizarbeit in Brandenburg steht: Denn eine Refinanzierung gibt es Blume zufolge dafür ebenso wenig wie für die Trauerbegleitung der Angehörigen der Menschen, die im Hospiz verstarben.
„Wir haben in Brandenburg Versorgungslücken in strukturschwachen Gebieten”, sagte auch Alind Groschwald, die Geschäftsführerin des Hospiz- und Palliativverbands Brandenburg. „Die Abdeckung in ländlichen Räumen ist herausfordernd.” Zudem müsste die Trauerarbeit auch in die Präventionslogik des Sozialgesetzbuchs aufgenommen werden. „Wenn man Trauer gut begleitet, hat man gut vorgesorgt – gegen Ängste und gegen Depressionen.”
Nicht nur Ehrenamtliche, sondern auch Palliativmediziner fehlen
Ein Problem sei, dass viele ambulante Hospizdienste nur ältere Ehrenamtliche hätten. „Wir müssen sehen, wie wir junge Menschen gewinnnen.” Und Thomas Tiede vom Uckermärkischen Hospizverein machte deutlich, dass in Teilen des Landes auch Fachärzte fehlten, die sich an der ambulanten Palliativversorgung beteiligten. „In Prenzlau und Schwedt haben wir es bislang nicht geschafft, genügend Palliativmediziner zu finden.”
Bei den Abgeordneten stießen die Experten am Mittwoch auf offene Ohren. „Unser System ist auf Heilung und Genesung ausgelegt”, sagte die SPD-Gesundheitspolitikerin Nadine Graßmel, die vor ihrer Mitgliedschaft im Landtag im evangelischen Hospiz in Luckau gearbeitet hat. „Das ist ein Knackpunkt: Viele medizinische Fachkräfte sind nicht auf Tod und Sterben vorbereitet”, sagte sie. „Es gibt Befindlichkeiten und fehlende Zugänge.”
Die CDU-Pflegeexpertin Ellen Fährmann sah ebenfalls Handlungsbedarf, gerade was die Weiterbildung von Pflegekräften in den stationären Einrichtungen betreffe. „Dort kommen die Menschen in der letzten Lebensphase oft an, und die Mitarbeitenden sind dann überfordert.”
Gesundheits- und Sozialministerin Britta Müller (BSW) verwies auf das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz des Bundes: Dort ist auch die Palliativmedizin eine eigene Leistungsgruppe geworden. Das heißt: „Künftig findet sich eine eigene Beplanung der Palliativmedizin im Krankenhausplan des Landes wieder”, sagte Müller. Insgesamt 34 Krankenhausstandorte hätten den Antrag auf diese Leistungsgruppe gestellt, das sei mehr als die Hälfte der Brandenburger Kliniken.
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