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Brandenburg: Hilflose Frau verdurstet – sie kam aus der Klinik

66-Jährige wurde gestern tot zu Hause gefunden. Ein Fahrdienst hatte sie eine Woche zuvor abgesetzt

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66-Jährige wurde gestern tot zu Hause gefunden. Ein Fahrdienst hatte sie eine Woche zuvor abgesetzt Berlin - Welche Tragödie sich in der Erdgeschosswohnung in Berlin-Köpenick abgespielt haben mag, lässt sich nur ahnen: Eine 66-jährige, bewegungsunfähige Frau ist dort offenbar qualvoll verdurstet. Die an Multipler Sklerose erkrankte Frau wurde Mittwochmittag von ihrer Tochter gefunden. Die 40-jährige wähnte ihre Mutter zu diesem Zeitpunkt noch im Krankenhaus. Die Frau wollte in der Wohnung ihrer Mutter Blumen gießen. Als sie ihre Mutter fand, saß diese in ihrem Rollstuhl und hielt den Telefonhörer noch in der Hand. Aufgrund ihrer schweren Krankheit, die sie zur Bewegungslosigkeit verdammte, war sie aber nicht in der Lage gewesen, die Notrufnummer zu wählen. Nach den Ermittlungen der Polizei, soll dieFrau am 7. Juli entlassen worden sein. Ob Angehörige oder ein Pflegedienst benachrichtigt worden sind, war gestern noch unklar. Ein vermutlich von der Klinik beauftragter Krankentransportdienst brachte sie nach Hause und soll offenbar nicht nach Angehörigen gefragt oder Nachbarn informiert haben. Die Polizei ermittelt jetzt wegen fahrlässiger Tötung. Die pflegebedürftige Frau war am 2. Juli zur Behandlung ins Jüdische Krankenhaus in Wedding gebracht worden. Was dort geschah, versuchen derzeit Kriminalpolizei und Krankenhausleitung zu klären: „Wir müssen zunächst das Prozedere durchforsten“, sagte ein Krankenhaussprecher. Für die Kriminalpolizei befinden sich die Ermittlungen erst am Anfang. Aber eines steht schon jetzt fest: „Es scheinen viele Leute nicht miteinander gesprochen zu haben, die eigentlich miteinander hätten sprechen müssen“, sagte ein Beamter. Er sprach von einer „Kette menschlichen Versagens“, die zum Tod der Frau führten. Ein Köpenicker Pflegedienst hatte sie zwar vier Mal am Tag mit Medikamenten versorgt, die Betreuung aber eingestellt, als die Patientin ins Krankenhaus kam. Eine Nachfrage des Schwiegersohns des Opfers habe ergeben, dass auch der Pflegedienst von der Entlassung aus der Klinik nicht informiert worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Pieper, mit dem die Frau einen Notruf an den Pflegedienst hätte senden können, lag zwar in der Wohnung, aber außerhalb der Reichweite der Patientin. Die Krankheit habe ihr nur noch das Sitzen im Rollstuhl erlaubt, sagte ein Ermittler. Fortbewegen konnte sie sich damit nicht. Sie habe lediglich durch minimale Handbewegungen Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung auf sich aufmerksam machen, nicht aber ihre Nachbarn durch Hilferufe alarmieren können. Unbeantwortet ist auch die Frage, warum die Mitarbeiter des Krankentransportunternehmens der Frau den Notrufsender nicht umgehängt haben. ws

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