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Flughafen BER in Schönefeld: Hürden für Gerkans Wiedereinstieg beseitigt

Die Flughafengesellschaft und Architekt Gerkan lassen den Rechtsstreit um BER vor dem Landgericht Potsdam ruhen. Und Platzeck macht klar: Ein Misserfolg des Großprojekts würde auch das Ende seiner politischen Karriere bedeuten.

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Berlin/Potsdam - Am BER-Flughafen ist vor der Sitzung des Aufsichtsrats am Freitag die Rückkehr der geschassten Architekten startklar gemacht worden. Beide Seiten haben nach PNN-Informationen vereinbart, die vom Flughafen eingeleitete Klage gegen das Architekturbüro GMP (Gerkan, Marg und Partner) vorerst ruhen zu lassen. Damit sei der Weg für eine neue Zusammnarbeit frei, berichtete auch das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ am Sonntag.

Nach der Absage des für den 3. Juni 2012 vorgesehenen Eröffnungstermins hatte die Flughafengesellschaft unter ihrem damaligen Chef Rainer Schwarz die Architekten gefeuert und auf Schadenersatz in Höhe von 80 Millionen Euro vor dem Landgericht Potsdam verklagt. Sie warf den Architekten vor, unvollständige Pläne abgeliefert und das Bauen nicht ausreichend überwacht zu haben. Im Gegenzug warf Gerkan der FBB vor, die verspätete Fertigstellung sowie erhebliche Mehrkosten durch ständige Umbauwünsche selbst verursacht zu haben.

Inzwischen hat der Aufsichtsrat auch Schwarz freigestellt – zahlt ihm aber weiter sein Gehalt. Nachfolger Hartmut Mehdorn, seit Anfang März neuer Chef des Großprojekts, nahm dann wieder Kontakt zu den Architekten auf. Der Versuch der Flughafengesellschaft, in eigener Regie ohne das Sachwissen der Architekten weiterzumachen, gilt als gescheitert. Die im vergangenen Mai weitgehend eingestellten Arbeiten sind immer noch nicht wieder in Gang gekommen. Selbst Technikchef Horst Amman hatte in der Mängelliste aufgeführt, dass der Rausschmiss der Architekten ein Fehler gewesen sei. Die Gesellschafter Berlin und Brandenburg haben bereits signalisiert, dass die Rückkehr der Architekten möglich sei. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), unterstützt Mehdorns Bemühungen um Gerkans Architekten. „Ich finde es gut, wenn Herr Mehdorn Sachverstand zusammensammelt“, sagte Platzeck der „Berliner Morgenpost“. Die Gesellschafter und der Aufsichtsrat hätten Mehdorn „ganz klar auf den Weg gegeben, alles zu tun, um den Flughafen zügig ans Netz zu bringen“.

Für Platzeck ist eine Lösung des Konflikts enorm wichtig. Er knüpft seine politsche Zukunft an das Großprojekt, für das der neue Eröffnungstermin wohl erst im Sommer festgelegt wird. Der geplante Großflughafen sei derart wichtig für ganz Ostdeutschland, dass ein Misserfolg nicht nur „verheerend“ für die Region wäre, sagte Platzeck der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Dies würde auch das Ende seiner politischen Karriere bedeuten, machte der SPD-Politiker deutlich: „Wenn die nächsten Monate eine Zeit des Misslingens werden, werde ich selbstverständlich meine Konsequenzen ziehen.“

Flughafensprecher Ralf Kunkel sagte am Sonntag, Mehdorn spreche derzeit mit allen Beteiligten. Er wolle den Flughafen so schnell wie möglich an den Start bringen. Die Inbetriebnahme des Flughafens wurde wegen Pannen bei Planung und Bau schon viermal verschoben.

Bereits vor einer Woche hatte die „Bild am Sonntag“ berichtet, dass der neue Flughafenchef Mehdorn den Architekten wieder ins Boot holen wolle, um den Flughafen BER endlich in Betrieb nehmen zu können. Gerkan und Mehdorn sollen sich bereits zweimal zu Gesprächen getroffen haben.

Auf Anfang will aber auch Mehdorn nicht mehr schalten. Die Architekten sollen vielmehr im „Start“ genannten Beschleunigungsprogramm zur Fertigstellung des Flughafens mitmachen. GMP will sich dazu immer noch nicht äußern, hatte aber bereits im Februar dieser Zeitung gesagt, wenn wieder echte Zusammenarbeit möglich wäre und das Schwarzer-Peter-Spiel ein Ende hätte, könnten sie wieder einsteigen.

Um kein weiteres Porzellan zu zerschlagen, will GMP-Chef Meinhard von Gerkan dem Vernehmen nach auch vorläufig darauf verzichten, ein Buch, „Black Box BER“, zu veröffentlichen. In dem Manuskript kritisiere der Architekt, „dass der Bauherr an Wunder und Märchen glaubt“. Das Terminal verkümmere zu einer „Einkaufsmall mit Flughafenanschluss“. Ein Ladentresen sei leichter zu finden als ein Abfertigungsschalter.(mit axf/dapd)

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