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Brandenburg: ICC wird saniert – die Deutschlandhalle abgerissen

Heute Grundsatzbeschluss im Senat: Kongresszentrum erhält neue Säle, Glockenturmstraße eine Eissportarena

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

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Berlin - Das Internationale Congress Centrum (ICC) am Messedamm wird bei laufendem Betrieb saniert, die Deutschlandhalle abgerissen und an der Glockenturmstraße in Charlottenburg eine neue Eissporthalle gebaut. Das will der Senat heute beschließen und damit einen seit Jahren schwelenden Streit innerhalb der rot-roten Koalition befrieden.

Grundlage der Entscheidung ist ein gemeinsamer Vorschlag der Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und des Wirtschaftssenators Harald Wolf (Linke). Um das ICC für Großkongresse noch attraktiver zu machen, soll das marode Parkhaus an der Südseite des Gebäudes umgebaut werden, um dort Platz für neue – kleinere und mittelgroße – Räume zu schaffen. Das könnte die internationale Wettbewerbsfähigkeit des mehrfach preisgekrönten Kongresszentrums, das bis 2015 weitgehend ausgebucht ist, weiter erhöhen. Außerdem soll die Heizungs- und Klimatechnik modernisiert werden, um die Betriebskosten deutlich zu senken. Das entlastet die landeseigene Messe GmbH um einige Millionen Euro jährlich und mindert die Zuschüsse aus dem Landeshaushalt. Der – seit 2001 diskutierte und zeitweilig tatsächlich drohende – Abriss des ICC, das 1979 eröffnet wurde, ist damit vom Tisch. Senator Wolf und die Messegesellschaft konnten auch keinen seriösen Nachnutzer für den Mammutbau präsentieren, um ihre Pläne für ein neues Kongresszentrum am Standort der Deutschlandhalle zu realisieren.

Unklar ist noch, wie teuer die ICC-Sanierung wird, die über mehrere Jahre gestreckt werden muss, um den Kongressbetrieb nicht allzu sehr zu beeinträchtigen. Bisherige Kostenschätzungen, auf der Grundlage von drei unabhängigen Gutachten, schwanken zwischen 130 und 250 Millionen Euro. Bisher waren dafür keine Gelder eingeplant. Der Senat muss deshalb die Finanzplanung bis 2011 entsprechend korrigieren.

Das ICC bleibt also stehen – dafür soll die Deutschlandhalle weichen. Senat und Messegesellschaft sind sich offenbar einig, dass der Bau aus den dreißiger Jahren, der nur noch für den Amateur-Eissport provisorisch genutzt wird, keinen Nutzen mehr bringt und eine Sanierung deshalb unsinnig und zu teuer wäre. Außerdem wirkt die Halle wie ein Sperrriegel. Ein kompletter Rundgang über das gesamte Messegelände ist bisher nicht möglich. Auch von den Oppositionsparteien ist kein großer Widerstand gegen einen Abriss zu erwarten.

Zumal der Eissport in Berlin mit einem neuen, kleinen Stadion – Kosten unter zehn Millionen Euro – in der Umgebung des Olympiastadions ein zusätzliches Domizil erhalten soll. Bisher hatte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf vergeblich versucht, einen solchen Neubau in der Investitionsplanung des Landes Berlin unterzubringen. Jetzt gibt es die Idee, dass sich die Messe GmbH an der Finanzierung beteiligt. Am 9. Juni befasst sich der Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses mit dem heutigen Senatsbeschluss, bestätigte dessen Vizevorsitzender Jörg Stroedter (SPD).

Ulrich Zawatka-Gerlach

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