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Schwimmen mit Seebären? So begab sich eine Frau im Zoo in Lebensgefahr

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Berlin - Vermutlich wollte sie ein besonders ausgefallenes Foto von sich machen lassen: Am Samstag stieg gegen 19.30 Uhr eine junge Frau im Bikini in das Becken zweier junger Seebären im Zoologischen Garten. Dort soll sie rund eine Viertelstunde geschwommen sein und sich von ihrem Begleiter fotografiert haben lassen, wie Medien am Dienstag berichteten. „Der Zoologische Garten hatte zu dieser Zeit bereits geschlossen. Die Frau beging eine Ordnungswidrigkeit und wir hätten die Polizei gerufen, hätten wir den Vorfall bemerkt“, sagt dazu Zoo-Pressesprecherin Claudia Bienek. Die Frau habe sich zudem in Lebensgefahr gebracht.

„Der Seebär macht seinem Namen alle Ehre“, sagt Ragnar Kühne, der zoologische Leiter des Zoos. Der Schädel dieser Robbenart ähnele dem des Bären, die Zähne seien spitz und scharf, die Beißkraft enorm. Selten würden diese Tiere angreifen, jedoch würden sie in Gefahrensituationen eine Kalkulation anstellen: Wenn die Distanz zwischen ihnen und einem Eindringling zu kurz zur Flucht erscheine, würden sie zubeißen.

Doch verantwortungslose Zoobesucher bringen nicht nur sich selbst in Gefahr. Auf der panischen Flucht vor menschlichen Eindringlingen habe sich zum Beispiel ein Großer Kudu, eine afrikanische Antilopenart, vor einiger Zeit am Gitter des Geheges verletzt. Das Tier sei an einem Schädelbasisbruch gestorben, sagt Kühne. Oft würden Besucher auch nah an Gitter herantreten, um mit dem Smartphone Selbstporträts aufzunehmen, sagte Zoo-Sprecherin Bienek. Alle Mitarbeiter würden dann sofort dazu ermahnen, die nötige Distanz zu den Tieren zu wahren. Das Fotografieren an sich sei jedoch kein Risiko, mit Ausnahme des Aquariums, wo Blitzlicht Fischarten erschrecken könne.

Die größte Gefahr für die Tiere im Zoo ist jedoch eine andere: das Füttern. Die Futtermengen seien für jedes einzelne Tier exakt bemessen, sagt Ragnar Kühne. Das Füttern durch die Besucher kann zu Vergiftungen und Verfettungen führen. Erst vor Kurzem habe der Zoologische Garten einen Singschwan verloren, der an einer Leberverfettung starb. Wer die Tiere gefährde, sagte Pressesprecherin Bienek, begehe Verstöße gegen die Parkordnung, die polizeilich verfolgt werden könnten. Den Vorschlag, die Gehege des Zoos baulich stärker abzusichern, weist sie hingegen zurück, denn „der Zoologische Garten ist kein Hochsicherheitstrakt“. Ihr Kollege Kühne ergänzt: „Unsere zum Teil sehr alten Anlagen können wir nicht so konzipieren, dass niemand drankommt.“ Das Becken der Seebären sei aber beispielsweise durch einen Graben und eine Mauer abgegrenzt. „Jeder kapiert sofort, dass man da nicht rein darf.“ Bei Tausenden Besuchern täglich kämen Vorfälle wie der vom Samstag nur selten vor. T. Hummel / A. Kögel

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