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Brandenburg: Impfstoff reicht nicht für alle chronisch Kranken

Schweinegrippe: Ansturm derzeit zu groß / Ministerium bittet um Geduld / Tatsächliche Zahl der Infizierten unklar

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Potsdam - In weiten Teilen Brandenburgs reicht derzeit der Schweinegrippe-Impfstoff nicht aus, um alle impfbereiten chronisch Kranken und Mitarbeiter des Gesundheitswesens zu impfen. Das räumten am Mittwoch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Brandenburg und der für den Infektionsschutz zuständige Referatsleiter des brandenburgischen Gesundheitsministeriums, Ulrich Widders, gegenüber den PNN ein. Widders führte die Engpässe auf den unerwartet großen Ansturm in der ersten Impf-Woche zurück. Das Land habe für alle chronisch Kranken und Mitarbeiter des Gesundheitswesens genügend Impfstoff bestellt, der aber in wöchentlichen Rationen von der Industrie geliefert werde. Widders bat um Geduld: „Bis Mitte Dezember werden alle Impfwilligen aus den Risikogruppen auch geimpft sein.“ Der Hersteller des Impfstoffes habe angekündigt, zum Monatsende die Liefermenge erhöhen zu können.

Der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Ralf Herre, berichtete: „Einige Ärzte klagen, dass sie zu wenige Dosen bekommen und Patienten wieder wegschicken müssen.“

Ein anderes Bild bietet sich nach Angaben der Stadtverwaltung dagegen in Potsdam „Unser Impfstoff reicht mindestens bis Jahresende“, sagte Stadtsprecherin Rita Haack den PNN. Derzeit seien von der Stadtverwaltung bereits mehr als 1400 Potsdamer geimpft worden, rund 1000 davon zählten zum sogenannten „Schlüsselpersonal“, dass das Funktionieren der Stadt gewährleisten soll. Beim Apothekerverband, der in Potsdam die Auslieferung von Impfstoff an Apotheken und damit private Ärzte koordiniert, war gestern niemand zu erreichen.

Im Land Brandenburg läuft derzeit noch die Immunisierung von sogenannten Risikogruppen wie chronisch Kranken, Diabetikern, HIV-Infizierten und Menschen mit Fettleibigkeit. Referatsleiter Widders hofft, dass von Anfang Dezember an dann jeder Brandenburger, der es möchte, eine Schweinegrippe-Impfung erhalten kann. „Der Übergang wird fließend sein.“ Der Hersteller liefert derzeit eine wöchentlich neu festgelegte Anzahl von Impfdosen – in der vergangenen Woche seien es rund 98 000 gewesen, sagte Widders. Zudem wurden in einigen Regionen des Landes bereits die Impfrationen für die kommende Woche ausgereicht.

„Die aktuelle Situation ist für die Ärzte ausgesprochen unangenehm und eine zusätzliche Belastung“, betonte KV-Sprecher Herre. Schließlich hätten sie extra Impfsprechstunden eingerichtet und müssten nun bereits bestellte Patienten einfach wieder wegschicken. In Brandenburg beteiligen sich derzeit nach KV-Angaben rund 960 Ärzte an der Impfaktion. Landesweit wurden laut Ministerium seit April mit Stand von Mittwoch 1269 Personen an der Schweinegrippe erkrankt. In keinem Fall sei ein schwerer Verlauf bekannt, sagte Widders. Allerdings räumte er ein, dass die amtliche Zahl nicht viel über die tatsächliche Anzahl der Infizierten aussagt. Der Grund: Die Krankenkassen zahlen den Test, der die Infektion bestätigt, nur für Vorerkrankte und bestimmte Risikopatienten. Zudem war die Meldepflicht für Infektionen mit der neuen Grippe Anfang November gelockert worden. Viele Patienten ließen sich zudem nach Angaben von Ärzten nicht testen und es häufen sich Berichte besonders aus den ländlichen Regionen, wonach Ärzte Patienten vor einer Schweinegrippe-Hysterie warnten und sie wie normale Grippe-Patienten behandeln. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, so Widders.I. Hendrich, H. Kramer, P.Tiede

I. Hendrich, H. Kramer, P.Tiede

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