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Betriebsversammlung. Mitarbeiter des Bahnwerks in Eberswalde wurden am frühen Montagmorgen über die aktuelle Lage informiert. Die nach monatelangen Verhandlungen gefundene Lösung steht jetzt schon wieder auf der Kippe.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: In Eberswalde droht Kurzarbeit

Zum Jahreswechsel hat ein neuer Investor übernommen. Einen neuen Tarifvertrag gibt es noch nicht

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Eberswalde - Nach der Übernahme des Bahnwerks Eberswalde durch einen privaten Investor läuft der Betrieb erst langsam wieder an. Für einen Großteil der verbliebenen rund 150 Mitarbeiter wolle die Firma zunächst Kurzarbeit anmelden, sagte Betriebsratschef Andreas Hoffmann am Montag. Nach einer Belegschaftsversammlung am Morgen seien die Mitarbeiter zunächst nach Hause geschickt worden. Man sei aber zuversichtlich, den Betrieb bis März wieder richtig zum Laufen zu bekommen.

Im Jahr 2014 waren laut Hoffmann noch mehr als 500 Menschen an dem traditionsreichen Standort beschäftigt – dann entschied die Deutsche Bahn AG, das Werk zu schließen. Unter Vermittlung auch des Potsdamer Wirtschaftsministeriums entschloss sich dann die Münchner Quantum Capital Partners, das Unternehmen für einen Euro zu kaufen. 

Gestützt wird der Investor mit einer Bürgschaft des Landes. Bereits in den vergangenen Wochen sei der Betrieb ausgelaufen, sagte Hoffmann. Es seien auch Maschinen demontiert und bereits einige neue Maschinen installiert worden. Bis zur Wiederaufnahme des Betriebs sei es auch notwendig, Lizenzen für die Wartung zu erwerben. „Man startet bei Null“, sagte Hoffmann. „Wir denken, dass ab März richtig losgelegt werden kann.“

Zuletzt seien noch etwa 150 Mitarbeiter beim Unternehmen verblieben, Ende vergangenen Jahres waren es noch etwa 210. Die Mitarbeiter konnten wählen, ob sie bei der Deutschen Bahn bleiben und an andere Standorte wechseln oder zum neuen Investor wechseln. Einige haben laut Hoffmann auch andere Jobs gefunden.

Kompliziert wird die Lage für den traditionsreichen Standort auch, weil bislang kein Tarifvertrag abgeschlossen werden konnte. Die Eisenbahn-Gewerkschaft EVG hatte zuletzt auf eine Fortsetzung der Bezahlung gepocht. „Dass unsere Kolleginnen und Kollegen auch nach dem Eigentümerwechsel nicht schlechter gestellt werden dürfen als vorher, ist für uns ein nicht verhandelbarer Grundsatz“, hatte die Vize-EVG-Chefin Regina Rusch-Ziemba erklärt.

Hoffmann sagte hingegen, die Mitarbeiter seien zu kleinen Lohnabsenkungen im Gegenzug zu einer Beschäftigungssicherung bereit. Zuletzt sei es um 3,7 Prozent weniger Geld gegangen und nicht wie von der EVG dargestellt um bis zu 15 Prozent weniger. Das Unternehmen selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Hoffmann zufolge wollten sich die neuen Eigentümer zunächst nicht öffentlich äußern. Quantum hatte 2014 bereits den Waggonbau Niesky in Sachsen übernommen und massiv ausgebaut. dpa

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