Brandenburg: Inklusion: Münch startet Info-Portal Bildungsministerin weist Kritik an Projekt zurück
Potsdam - Für die Inklusion von Kindern mit Lernbehinderung will Bildungsministerin Martina Münch (SPD) künftig mehr Bürger sensibilisieren. Seit Freitag ist dazu das neue Webportal inklusion-brandenburg online.
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Potsdam - Für die Inklusion von Kindern mit Lernbehinderung will Bildungsministerin Martina Münch (SPD) künftig mehr Bürger sensibilisieren. Seit Freitag ist dazu das neue Webportal inklusion-brandenburg online. Damit wolle sie eine breite Öffentlichkeit für ihr seit zwei Jahren bestehendes landesweites Vorhaben einer „Schule für alle“ motivieren und informieren, sagte sie gestern bei der Präsentation der Webseite. „Ich kann mir vorstellen, dass es eine gute Plattform auch für Eltern und Initiativen werden kann.“ Im Frühjahr soll außerdem ein Online–Bürgerforum starten. „Die von der Bildungsministerin angekündigten Bürgerforen sind angesichts vieler Vorbehalte und des unzureichenden Informationsstandes vieler Menschen der richtige Schritt“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Marie Luise von Halem. Dies sei allerdings viel zu spät erfolgt.
Seit diesem Schuljahr nehmen 84 Grundschulen in Brandenburg an Münchs Pilotprojekt „Inklusive Grundschule“ teil. Dabei werden Kinder mit Förderbedarf in der sozialen, emotionalen und sprachlichen Entwicklung in regulären Klassen unterrichtet. Die Schulen erhalten zusätzliche Sonderpädagogen. Die Gewerkschaft Erziehung undWissenschaft (GEW) sowie Eltern- und Pädagogenverbände kritisieren jedoch die schlechte personelle Ausstattung des Projekts. Brandenburgs GEW-Chef Günther Fuchs verwies auf 117 versprochene neue Lehrkräfte. „Kaum einer ist wirklich neu eingestellt worden. Viele Stellen sind einfach andernorts abgezogen worden“, beklagte er. „Wir haben einen Modellversuch, der ehrgeizige Ambitionen beschreibt, die materiell aber gar nicht untersetzt werden.“
Münch dagegen sagte: „Lehrer beklagen häufig, dass sie sich überfordert fühlen. Das ist kein Problem der Inklusion.“ Durch Weiterbildungsangebote könne Lehrern das nötige Know-How vermittelt werden. Doch gerade bei der Beratung für die beteiligten Pilotschulen erkennt Dagmar Graefe vom Pädagogenverband Brandenburg große Mängel in der Vorbereitung des Projekts. Auch Grüne-Bildungsexpertin von Halem sagte: „Defizite sehe ich bei der Lehrerfortbildung, für die ein riesiger Bedarf besteht.“
Laut Münch sollen ab kommendem Wintersemester 2013/14 alle Lehramtsstudenten der Universität Potsdam erstmals inklusionspädagogische Inhalte auf ihren Stundenplänen haben. Künftige Lehrer der Primarstufe könnten Inklusion auch als Studienschwerpunkt wählen. „Wir brauchen in den kommenden Jahren Lehrkräfte, die Schüler diagnostizieren und binnendifferenziert unterrichten können.“ Diese Fachkräfte werden aber frühestens 2019 zum Einsatz kommen.
Insgesamt zieht Münch eine positive Bilanz ihres im Frühjahr 2011 gestarteten Projekts. „Wir sind sehr, sehr weit gekommen“, sagte sie. Nun müsse überlegt werden, auch an Sekundarschulen Modellprojekte zu starten. Ein fertiges Konzept gebe es noch nicht, räumte sie ein. Von Halem kritisierte: „Der Landesregierung läuft die Zeit davon. Im kommenden Schuljahr wechseln die ersten Kinder der Inklusions-Pilotschulen auf die Oberschule, ohne dass dafür hinreichende Voraussetzungen erkennbar sind.“Grit Weirauch
Grit Weirauch
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