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Immer wieder für Ärger gut. Der künftige Hauptstadt-Flughafen BER sorgt regelmässig für Streit. Die Situation ist – nach zahlreichen geplatzten Eröffnungsterminen – naturgemäss angespannt, auch der Zeitplan, den BER 2017 zu eröffnen, ist eng.

© dpa

Flughafen BER: Irritationen über Ermahnungen

Im Jahr 2016, zehn Jahre nach dem BER-Baubeginn, wird dort jetzt „Teamwork“ der Firmen angemahnt. Diese Aussagen von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld erstaunen die Opposition – und die Wirtschaft.

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Berlin - Im Berliner BER-Untersuchungsausschuss ist man inzwischen nur noch selten überrascht. Doch die jüngsten Aussagen von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld und Flughafenkoordinator Engelbert Lütke Daldrup zur aktuellen Rolle der BER-Baufirmen haben durchaus Erstaunen im Gremium ausgelöst – und Irritationen bei Wirtschaftsvertretern in der Region. Mühlenfeld hatte gegenüber der Deutschen Presseagentur, Lütke Daldrup in den PNN jetzt von den Unternehmen ein besseres Teamwork und stärkeres Engagement auf der Baustelle in Schönefeld gefordert.

Und das soll auch Thema bei einem Treffen mit Firmen-Chefs sein, zu dem Berlins Regierender Michael Müller, auch BER-Aufsichtsratschef, heute ins Rote Rathaus lädt. „Es ist absurd, dass sich ein Bauherr in die Öffentlichkeit stellt und erklärt: Es gibt ein Problem mit Teamwork. Es ist seine Aufgabe, dafür zu sorgen“, sagte Martin Delius, der inzwischen parteilose Vorsitzende des BER-Untersuchungsausschusses, dazu am Montag den PNN.

Mühlenfeld hatte Firmen wie Imtech, Siemens, Caverion, Bosch und T-Systems zu einer besseren Kooperation aufgerufen. „Was wir wollen ist, dass wir mit den Firmen ein gemeinsames Team bilden, welches an einem Strang zieht, um den BER fertig zu bekommen – nach dem Prinzip: Einer für alle und alle für einen.“ Dagegen kommt Delius nach dreieinhalbjähriger Tätigkeit des Ausschusses zum klaren Fazit, dass es zwar „schwarze Schafe“ gebe, aber die am BER tätigen Firmen nicht der Hauptgrund für die geplatzte Eröffnung 2012, für das missratene Krisenmanagement in den Jahren danach, für die Schwierigkeiten am BER sind. „Es ist die mangelnde Fähigkeit des Bauherren, das Projekt zu steuern“, sagte Delius.

Es sei jedenfalls schon auffällig, wie jetzt auf die Firmen gezeigt werde. „Ich hoffe nicht, dass da schon die nächste Verschiebung vorbereitet wird.“ Ähnlich äußerte sich Andreas Otto, BER-Experte der Grünen und Obmann im Untersuchungsausschuss. „Das macht schon misstrauisch. Ist das, was schon 2011, 2012 ein Problem war, immer noch nicht abgestellt?“, fragte Otto und: „Wird hier schon der nächste Sündenbock gesucht?“

Otto wertet die Aussagen von Lütke Daldrup und Mühlenfeld ebenfalls so, dass selbst Anfang 2016 das Management der Baustelle nicht optimal ist. Er verwies auf eine Zeugen-Aussage letzten Freitag im Untersuchungsausschuss. Dort hatte ein Vertreter des Projektsteuerers ausgesagt, dass einige Firmen die Arbeiten bewusst verzögern. Auch der BER-Architekt Hubert Nienhoff hatte den Firmen vorgeworfen, seit der Verschiebung 2012 den BER zu plündern. Doch, sagt Otto, „es ist Sache des Bauherren, das alles in den Griff zu bekommen.“

Auch in der Wirtschaft selbst hat man Zweifel, ob das Agieren Mühlenfelds und Berlins gegenüber den Firmen klug ist. „Ich bin schon irritiert, wie die Firmen öffentlich an den Pranger gestellt werden, und das noch vor dem Gespräch“, sagte Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Cottbus, der als Vertreter der Brandenburger Wirtschaft im Aufsichtsrat sitzt. „Man kann davon ausgehen, dass es im elementaren Interesse der Firmen ist, den BER schnellstmöglich fertigzustellen.“ Ironisch fügte Krüger hinzu: „Mir fällt es schwer zu glauben, dass dieser Stil zu einem Motivationsschub bei den Firmen führt.“

Tatsächlich liegen die aktuellen Rückstände auf der Baustelle von drei bis vier Monaten vor allem daran, dass der Flughafen selbst bei den Planungen hinterherhinkt. Auf der anderen Seite sind Probleme mit Firmen nicht neu. So hatte Technikchef Jörg Marks schon im August in einem Brief an alle Projektbeteiligten Egoismen auf der Baustelle beklagt. „Leider erlebe ich es immer noch in Einzelfällen, dass aus ,verständlichen Gründen’ versucht wird, gegen alle anderen ,Claims’ aufzubauen“, hieß es darin. „Diese sind sicherlich – wirtschaftlich gesehen – auch nachvollziehbar, bringen aber uns alle für den gesamten Bauablauf gesehen in eine ,Riesenproblematik’.“

Eins ist unstrittig. Der Zeitplan, um den BER 2017 zu eröffnen, ist eng. Vor April 2016 werden die letzten Baugenehmigungen nicht vorliegen. Manche Firmen können erst dann loslegen. Damit die Arbeiten bis Sommer 2016 abgeschlossen werden können, eine Voraussetzung für den BER Start 2017, müsste dann alles wie am Schnürchen klappen.

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