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Brandenburg: Jedes sechste Berliner Kitakind hat Sprachdefizite

Trotz immenser Investitionen bei der Betreuung kaum Verbesserung / Größte Probleme in Neukölln

Stand:

Berlin - Die Sprachfähigkeiten der Berliner Kitakinder stagnieren. Trotz immenser Landesinvestitionen in den kostenlosen Kitabesuch und trotz des Bildungsprogramms für die Kindertagesstätten stellt sich kein sichtbarer Erfolg ein. Dies ist das Ergebnis der jüngsten Sprachstandsfeststellung bei knapp 30 000 Kindern im Jahr vor ihrer Einschulung. Jedes sechste Kind hat Defizite beim Sprechen – zum Großteil trotz jahrelangen Kitabesuchs. Dies geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Özcan Mutlu hervor. Demnach hat sich der Anteil der Kinder mit Sprachproblemen seit 2008 kaum verändert: Er lag stets zwischen 15 und 17 Prozent, aktuell sind es 16,3 Prozent.

Die Bildungsverwaltung schlüsselt genau auf, wie diese Defizite von Herkunft und Wohnbezirk abhängen. So hat bei Kindern nichtdeutscher Herkunft jedes dritte Sprachprobleme, bei den deutschstämmigen knapp jedes zehnte. In diesen Zahlen enthalten sind allerdings auch mehr als 1000 Kinder mit Behinderungen oder logopädischen Problemen. Am schwerwiegendsten sind die Defizite in Neukölln, wo mit 60 Prozent auch der höchste Migrantenanteil besteht. Hier haben mehr als 28 Prozent der Kinder im Jahr vor der Einschulung noch immer Sprachprobleme. Wie in den Vorjahren wurde im sozial belasteten Marzahn-Hellersdorf wieder überdurchschnittlich vielen deutschstämmigen Kitakindern ein Sprachförderbedarf attestiert. Am wenigsten Bedarf haben die Kitakinder in Pankow: Hier liegt ihr Anteil nur bei sieben Prozent. Unter den wenigen Migrantenkindern Pankows (zehn Prozent) hat nur jedes fünfte Sprachprobleme und nicht jedes dritte wie im Berliner Schnitt.

Ein besonderes Problem sind die mehr als 2100 Kinder, die im Jahr vor ihrer Einschulung noch immer keine Kita besuchen. Von ihnen waren Ende Dezember 2012 erst 740 zur obligatorischen Sprachstandsfeststellung erschienen. Davon wiederum hatte die Hälfte unzureichende Sprachkenntnisse. Warum 1400 Kinder nicht an dem Sprachtest teilnahmen, ist nicht bekannt. Bei diesem Problem treten die Behörden auf der Stelle. Schon 2012 hatte der Senat angekündigt, eine Schulgesetzänderung anregen zu wollen, damit Bußgelder gegen säumige Eltern verhängt werden können. Jetzt hieß es aus der Bildungsverwaltung, dass die Koalition eine ganze Reihe von Gesetzesänderungen plane, die auf einmal beschlossen werden sollen. Susanne Vieth-Entus

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