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Kompetent aber korrupt? BER-Technikchef Jochen Grossmann steht unter Korruptionsverdacht und wurde von Flughafenchef Mehdorn beurlaubt. Dass es dadurch zu weiteren Verzögerungen auf der Schönefelder Baustelle kommen könnte, sieht Mehdorn nicht.

© dpa

Brandenburg: Jetzt fehlt der Kopf

Firmen befürchten nach der Beurlaubung des Brandschutz-Experten weiteren Zeitverlust am BER

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Schönefeld - Er wusste, wovon er redete. Und das ist am pannengeplagten Flughafen BER in Schönefeld keinesfalls selbstverständlich. Und er wirkte überzeugend: Die gebaute Entrauchungsanlage, die nicht funktioniert, sei ein „Monster“, sagte kürzlich der damalige Leiter des Sprint-Teams am Flughafen, der inzwischen beurlaubte Jochen Großmann. Er steht wie berichtet unter Korruptionsverdacht. Nach bisherigen Erkenntnissen soll es um rund eine halbe Million Euro Bestechungsgeld bei einer Auftragsvergabe durch Großmann gehen. Das Geld ist allerdings noch nicht geflossen.

„Die Anlage ist so nicht beherrschbar“, hatte Großmann nach ausführlichen Prüfungen festgestellt. „Wir wollen die Anlage verstehen, ehe wir bauen“, hatte der Brandschutz-Fachmann, der das Sprint-Team seit Juni 2013 leitete, die lange Planungszeit begründet. Mit der Sprint-Mannschaft will Flughafenchef Hartmut Mehdorn das Projekt voranbringen. Am Schluss sei klar gewesen. „Gehe zurück auf Los“, hatte Großmann erkannt. Nun wird die Anlage umgebaut.

Doch jetzt fehlt der Kopf für die weitere Planung. Die Flughafengesellschaft versucht, abzuwiegeln. Das Inbetriebnahmekonzept „steht und fällt nicht mit einem einzelnen Mitarbeiter“, erklärte Flughafenchef Hartmut Mehdorn am Mittwoch nach der Beurlaubung von Großmann. Der bisherige Oberbauleiter Frank Röbbelen werde kommissarisch die Aufgaben von Großmann, dessen Namen Mehdorn weiter nicht nennt, übernehmen, „um die Auswirkungen auf den BER so gering wie möglich zu halten“. Für die wesentlichen technischen Fragestellungen, die bisher eine Eröffnung des BER verhinderten, seien Lösungen erarbeitet und Planungen aufgenommen, erklärte Mehdorn weiter.

Firmenvertreter, die bisher mit Großmann zusammengearbeitet haben, befürchten allerdings, dass es jetzt zu weiteren Verzögerungen kommt. Großmanns Ausscheiden sei ein „schwerer Rückschlag“, befand ein Insider. Großmann sei der zentrale Ansprechpartner gewesen. Und kompetent. Jetzt sei nicht auszuschließen, dass sich die BER-Inbetriebnahme weiter verzögere, weil sich ein Nachfolger erst einarbeiten müsse.

Auf Großmann hat auch Siemens gesetzt. Der Konzern baut die Steuerung für die Frischluftzufuhr, die bei einem Brand erforderlich ist, neu. Bei Tests hatte sich gezeigt, dass das Konzept nicht aufging. Die Räume konnten nicht wie erforderlich in der vorgeschriebenen Höhe rauchfrei gemacht werden. Zudem muss das Unternehmen auch noch die bisherige Entrauchungsanlage fürs Hauptterminal umbauen, die in drei Teile aufgespalten wird. Zu Großmann und den Konsequenzen aus dessen Ausscheiden wolle man sich aber nicht äußern, sagte ein Siemens-Sprecher.

Noch immer fehlten Unterlagen, heißt es bei Siemens weiter. Die ausstehenden Pläne sollten unter Großmanns Leitung erstellt werden. Erst wenn sie komplett vorliegen, kann Siemens auch mit der Montageplanung für die Leitungen beginnen, was aufwendig wird, weil die rund 90 Kilometer Kabel in den vorhandenen Bau integriert werden müssen.

Eine Fehlplanung sei die komplexe sogenannte Anlage 14 im Hauptterminal gewesen, hatte Großmann gesagt. Sie sollte den gesamten Bereich von oben bis unten und vom kleinsten bis zum größten Raum entrauchen. Die hierfür erforderlichen Kanäle seien aber zu lang gewesen. Jetzt werden die oberen Etagen von der Hauptanlage getrennt. Der Rauch wird über zwei Schornsteine auf dem Dach rausgeleitet und nicht mehr Hunderte von Metern nach unten und dann erst nach außen gesaugt. Durch den Einbau von Ventilatoren, deren Leistung sich über mehrere Stufen steuern lässt, hoffe man, große Umbauten vermeiden zu können, hatte Großmann gesagt. Durch die Trennung müsse die Anlage 14 nur noch rund 30 Brandszenarien beherrschen, vorher waren es etwa 50 von insgesamt 150. Damit sei die Anlage „wieder technisch beherrschbar“.

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