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Von Tanja Buntrock: KaDeWe-Coup: Zwillinge wieder frei
Ermittler konnten DNA-Probe keinem der Brüder eindeutig zuordnen – denn ihr Erbmaterial ist identisch
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Berlin - Möglicherweise war es das perfekte Verbrechen: Die bisher dringend tatverdächtigen KaDeWe-Einbrecher sind seit Mittwoch wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft hat die Aufhebung der Haftbefehle gegen die beiden 27-jährigen Zwillingsbrüder Hassan und Abbas O. veranlasst.
Der Grund ist kurios: Obwohl die Ermittler nach derzeitigen Erkenntnissen und den am Tatort sichergestellten DNA-Spuren wissen, dass mindestens einer der beiden Männer an der Tat beteiligt war, können sie nicht eindeutig zuordnen, wer von ihnen es war. Daher mussten beide aus der U-Haft entlassen werden. Zu den Vorwürfen hatten beide Männer bislang hartnäckig geschwiegen. „Wer schweigt, hat nicht etwas zu verbergen, sondern macht lediglich von seinem Grundrecht Gebrauch“, sagte Axel Weimann, Verteidiger von Hassan O.
Wie berichtet, waren die libanesischen Brüder am 11. Februar an einer Autobahnraststätte nahe der niedersächsischen Stadt Rotenburg (Wümme) verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Zwillinge am 25. Januar an dem wohl spektakulärsten Juwelencoup der vergangenen Jahre beteiligt waren: Sie sollen mit einem weiteren Komplizen am 25. Januar in das KaDeWe am Wittenbergplatz eingebrochen sein und dort Schmuck und Uhren aus den Vitrinen des Juweliers „Christ“ im Wert von rund fünf Millionen Euro gestohlen haben. Die Beute ist seither verschwunden, nach dem dritten Täter fahndet die Polizei noch. Eine DNA-Spur – ein Schweißtropfen an einem Handschuh – wurde am Tatort gesichert. Sie erhärtete den Tatverdacht. Und doch bringt dies die Ermittler nun nicht weiter: Da es sich nun zweifelsohne um eineiige Zwillinge handelt, sei ihre DNA so gut wie identisch und „mit derzeitigen medizinischen Erkenntnissen nicht zu unterscheiden“, sagte Justizsprecher Michael Grunwald. Auch weitere Spuren, Beweismittel und Untersuchungen führten „nicht zu einem eindeutigen Ergebnis“, hieß es. „Es gilt auch im Ermittlungsverfahren: Im Zweifel für den Beschuldigten.“ Dennoch blieben die Brüder Tatverdächtige, betonte Grunwald.
Verteidiger Weimann wies darauf hin, dass eine DNA-Spur von einem der beiden Brüder, die am Tatort gefunden wurde, noch lange nichts darüber aussage, „dass einer der beiden auch wirklich am Tatort war“. Schließlich gebe es auch die Variante, dass jemand absichtlich eine DNA-Spur der Brüder dort hinterlegt habe, um von sich abzulenken. Martin Winkel, Experte vom Juwelier-Warndienst, sagte: „Ich bin überzeugt davon, dass die Brüder von den eigentlichen Drahtziehern für den Coup gekauft worden sind.“ Sollten die Hintermänner sich gezielt eineiige Zwillinge ausgesucht haben, sei dies besonders intelligent eingefädelt. Ein Bruder der Zwillinge holte diese gestern Nachmittag aus Moabit ab. „Wir fahren jetzt erst einmal zu mir in die Wohnung. Dort warten unsere Schwester und Mutter auf uns“, sagte der Bruder dieser Zeitung. Seine Zwillingsbrüder ließen ausrichten, dass sie „stolz sind auf den deutschen Rechtsstaat und ihm danken“.
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