zum Hauptinhalt

Brandenburg: Kameradschaft „Frontbann 24“ verboten

Berliner Rechtsextremisten traten in dunklen Uniformen auf und verherrlichten Hitler

Von Frank Jansen

Stand:

Berlin - Die Auftritte waren gespenstisch. Kurzhaarkerle posierten in schwarzen Hosen und Hemden, auf der Brust prangte ein Reichsadler und auf dem Kragen der Schriftzug „Frontbann 24“. Doch mit der Selbstinszenierung der Berliner Klischeenazis ist jetzt Schluss: Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat den „Frontbann 24“ am Donnerstag verboten. Die Vereinigung richte sich „gegen die verfassungsgemäße Ordnung und läuft nach Zweck und Tätigkeit den Strafgesetzen zuwider“, lautet Punkt eins der Verfügung, mit der die Berliner Polizei am Donnerstagmorgen um sechs Uhr beim mutmaßlichen Anführer der Gruppierung, Uwe D., in Berlin-Mariendorf anrückte. Eine weitere Durchsuchung gab es in Berlin-Lichtenberg bei der ehemaligen NPD-Funktionärin Gesine H., die mit der Kameradschaft eng verbunden war. Im März 2005 hatte Körting bereits die Neonazi-Gruppierungen „Kameradschaft Tor“ und „Berliner Alternative Südost“ verboten.

Das Verbot des Frontbanns sei „vor dem Hintergrund einer entschiedenen Bekämpfung rechtsextremistischer Bestrebungen“ zu sehen und „ein wichtiger Schritt zum Schutz unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, sagte Körting. Er hatte schon lange geplant, dem Treiben der am 1. Oktober 2008 in Berlin gegründeten, vom Verfassungsschutz auf 40 bis 60 Mitglieder geschätzten Vereinigung ein Ende zu setzen. Die Frontbann-Figuren hatten nicht nur auf der Straße Muskeln gezeigt, wie am 1. Mai vor der NPD-Zentrale in Köpenick. In einem Video beim Internetportal YouTube wurde die SS glorifiziert. Und auf ihrer Homepage deklamierte ein „Ortsgruppenführer Marzahn-Hellersdorf“ am 20. April, dem Geburtstag Hitlers: „Auf in den Kampf, Kameraden!!!“

Der Frontbann weise „in Vorstellungswelt und Gesamtstil eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus“ auf, heißt es in der Verbotsverfügung des Senators. Schon der Name gilt als deutlicher Hinweis auf die Gesinnung. Die Nazis hatten 1924 einen „Frontbann“ gegründet. Er war ein Auffangbecken für die Mitglieder der SA und anderer rechtsextremer Verbände, die nach dem gescheiterten Putsch Hitlers vom 9. November 1923 in München verboten worden waren. Offenkundig hatte nun die Neonazi-Truppe die Jahreszahl 1924 mit dem Begriff Frontbann in einem Namen zusammengefasst.

Ein weiterer, drastischer Beleg für braunen Fanatismus ist das Material, das die Polizei im August bei der Durchsuchung mehrerer Wohnungen fand: Hitler-Bilder, Anstecker mit Hakenkreuz und SS-Runen, Reichskriegsflaggen und ähnliche Devotionalien. Über dem Bett von Gesine H. hing eine große Hakenkreuzfahne. Die Polizei entdeckte zudem teilweise noch verpackte Feuerzeuge und Kugelschreiber mit Hakenkreuzen. Es sei anzunehmen, „dass diese Propagandamittel bereits verbreitet wurden oder zumindest zwecks Verbreitung vorrätig gehalten wurden“, steht in der Verbotsverfügung. Die Polizei leitete ein Strafverfahren ein. Es kam zu denen hinzu, die Anlass für die Durchsuchung waren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Juli gegen elf Mitglieder des Frontbanns wegen des Verdachts, sie hätten bei öffentlichen Veranstaltungen „durch Tragen einer schwarzen Uniform als Ausdruck ihrer politischen Gesinnung“ gegen das Uniformverbot des Versammlungsgesetzes verstoßen.

Als Treffpunkte der Frontbann-Leute galten die einschlägig bekannte Kneipe „Zum Henker“ in Berlin-Niederschöneweide sowie ein Lokal in Mariendorf. Die selbst nach Maßstäben der rechten Szene altmodisch wirkende Gruppierung war das Produkt heftigen Streits in der Berliner NPD, der in einer „Porno-Affäre“ gipfelte und zum Abgang vieler Mitglieder führte. Außerdem wollten die meist schon etwas älteren Frontbann-Figuren offenbar den Modetrends in der Szene, vor allem der Imitation linker Autonomer durch die „Autonomen Nationalisten“, das traditionelle Nazi-Brimborium entgegensetzenFrank Jansen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })