Brandenburg: Kampf der Impflücke
In diesem Jahr gab es schon 618 Masernfälle in Berlin. Die Immunisierungs-Debatte wird heftiger
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Berlin - Angesichts neuer Masernfälle ebbt die Debatte um das Impfen nicht ab – Kinderärzte forderten am Montag erneut strengere Regeln für Kitas und Schulen. Insgesamt gab es in der vergangenen Woche 15 Neuansteckungen. Damit sind mindestens 739 Männer, Frauen und Kinder in der Stadt als erkrankt registriert worden. Nach Auskunft des Landesgesundheitsamtes haben sich davon 618 in diesem Jahr mit dem Virus infiziert. Bislang mussten 190 Betroffene in Kliniken behandelt werden, wie berichtet war ein Kleinkind an der Krankheit gestorben.
„Alle Erzieher sollten geimpft sein“, sagte Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte am Montag. Dem Vernehmen nach ist dies nicht in allen Einrichtungen der Fall, eine Impfpflicht besteht nicht. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hatte dafür plädiert, vor allem die Grünen hatten eine Pflicht abgelehnt. „Auch alle Kinder in Gemeinschaftsräumen sollten gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken geimpft werden“, sagte Fegeler.
Während die einen vor Panikmache warnen, hatte es zuletzt Stimmen gegeben, die den Behörden Untätigkeit vorwarfen. Eine Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung erklärte, man nutze alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, eventuelle Impflücken zu schließen. Senator Czaja habe sich zudem an die zuständige Kassenärztliche Vereinigung gewandt, um die Möglichkeiten eines fachübergreifenden Impfens auszuloten. Dann könnte, wie berichtet, ein Kinderarzt auch Eltern impfen, ohne wie bislang die Kosten dafür tragen zu müssen. Der Senator lasse außerdem prüfen, „welche Möglichkeiten bestehen, den Impfstatus an den Besuch einer Kita zu binden“. Kinderarzt Fegeler begrüßte den Vorschlag der obersten Berliner Infektionsschützerin, Marlen Suckau, Impfungen zur Voraussetzung für Jobs in Schulen, Kitas, Heimen und Kliniken zu machen. Dies könne, hatte Suckau dieser Zeitung gesagt, etwa in den Arbeitsverträgen festhalten werden.
Ein nicht Immunisierter kann sich schon dann anstecken, wenn er mit einem Masern-Kranken im selben Bus unterwegs ist. Und Masern sind keine Kinderkrankheit. Das Robert-Koch-Institut teilte am Montag mit: Weit über die Hälfte aller Masernfälle 2014 habe Jugendliche und Erwachsene betroffen. H. Heine
H. Heine
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