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Unaufhaltsam bahnen sich die Wassermassen ihren Weg durch die Stadt Spremberg im Spree-Neiße Kreis. Am Mühlenwehr stieg der Pegel der Spree am Mittwochmittag auf 6,20 Meter. Am Nachmittag wurde vorsichtshalber sogar der Strom abgestellt.

© dpa

Von Claus-Dieter Steyer: Katastrophenalarm an Schwarzer Elster

Innenstadt von Elsterwerda evakuiert / Strom in Spremberg stellenweise abgestellt

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Elsterwerda/Spremberg - Die Hochwasserlage im Süden Brandenburgs hat sich im Laufe des Mittwochs dramatisch zugespitzt. Für den Landkreis Elbe-Elster wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Im Zentrum von Elsterwerda mussten 2500 Einwohner ihre Wohnung räumen, Flutgefahr bestand auch in Bad Liebenwerda. Die Schwarze Elster, die gewöhnlich recht gemächlich von Ost nach West fließt, hat einen bislang noch nie gekannten Pegelstand erreicht. „So viel Wasser haben die Anrainer in den letzten 100 Jahren noch nicht gesehen“, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude. „Die Schwarze Elster steht 14 Zentimeter über den bisher verzeichneten Höchstmarken.“ Noch immer kommen aus Sachsen weitere Wassermassen nach. Sowohl in Elsterwerda als auch in Bad Liebenwerda waren Deiche gerissen, so dass sich die Fluten ihren Weg in die Straßen suchten. Dutzende Grundstücke wurden überschwemmt. Landwirte rechnen mit Schäden in Millionenhöhe. Den ganzen Tag blieb die Autobahn A 13 an der sächsisch-brandenburgischen Landesgrenze gesperrt, weil das Flüsschen Pulsnitz über die Ufer getreten war.

Auch nach Ansicht von Ministerpräsident Matthias Platzeck ist das aktuelle Hochwassers „bedeutend stärker“ als das vor sieben Wochen. „Damals waren die Orte entlang von Spree und Neiße noch mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Diesmal seien sogar sämtliche Bäche betroffen, die ihr Wasser mit Macht in die Schwarze Elster und Spree beförderten. Nach den tagelangen Regenfällen könne die Landschaft keine Niederschläge mehr aufnehmen. Erschwerend komme hinzu, dass im Unterschied zum August die Niederschläge nicht im Einzugsgebiet von Neiße und Oder im Riesengebirge niedergehen, sondern direkt in der sächsischen und brandenburgischen Lausitz. „Gewöhnlich kann der Waldboden mühelos 100 Liter Regen pro Quadratmeter aufnehmen“, sagte Wolfgang Genehr vom Landesumweltamt. „Aber diesmal fielen ja in drei Tagen 160 Liter Wasser vom Himmel.“ Da sei es nur verständlich, dass die Flüsse jetzt überlaufen. Eine ähnliche Situation mit sich ständig wiederholenden Hochwassern habe es in der Region Anfang der fünfziger Jahre gegeben. Aber die Auswirkungen seien weit weniger schlimm gewesen. Dabei nehmen heutzutage die riesigen Tagebaulöcher große Wassermengen auf.

Der Chef des Landesumweltamts sieht eine Ursache in den Wetterkapriolen in der Klimaveränderung. „Wir müssen uns auch künftig auf längere Trockenperioden und Zeiten mit starken Niederschlägen einstellen.“ Der aktuelle Starkregen war durch das Zusammentreffen von warmer Luft aus dem Süden und kalter Luft aus dem Norden ausgelöst worden.

Am Mittwochnachmittag verschärfte sich die Situation in Spremberg. Die Spree trat in einigen Vororten über die Ufer. Deshalb musste stellenweise der Strom abgeschaltet werden. Das Klärwerk stellte seinen Betrieb ein. Abwässer gelangten daher ungereinigt in die Spree. Die Feuerwehr versuchte, eine Überflutung der Innenstadt zu verhindern.

Keine Gefahr besteht im Moment für das hinter der Talsperre Spremberg gelegene Cottbus, den Spreewald und schließlich auch für Berlin. Das Becken war wegen Bauarbeiten fast ohne Wasser. Daher kann hier die Spree „zwischengespeichert“ werden. Derzeit fließen 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Talsperre, normal sind etwa acht Kubikmeter. Für mindestens zwei Tage soll die Kapazität reichen.

Aktuelle Informationen zum Hochwasser im Internet unter: internetwache.brandenburg.de/hochwasser

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