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Brandenburg: Kein Champagner im Tiefkühler

Bei der FDP gab es schon wieder nichts zu feiern

Stand:

Bei der FDP gab es schon wieder nichts zu feiern Potsdam - Ganz in Blau mit einem gelben Seidenschal - Als Erika Matschke um 18.01 Uhr das Logenhaus betrat, da war der Abend schon gelaufen. Nichts zu feiern für die Brandenburger FDP. Selters statt Sekt. Schockgefroren starrten die 35 Liberalen, die zur Wahlparty ins Potsdamer Logenhaus gekommen waren, in die beiden Fernsehgeräte. Aus denen wurde ihnen ihre Niederlage verkündet und in gelben Stummeln, die sich einfach nicht zu ordentlichen Balken auswachsen wollten, auch noch vor Augen geführt. „Alles umsonst.“ – nicht einmal mehr zu einem Ausrufezeichen reichte es bei dem resignierten Jungliberalen. Keine Empörung, kein Fluchen. Nur Ratlosigkeit und Enttäuschung. Die Luft war wieder einmal raus. In den ersten Prognosen waren für die FDP nur drei bis 3,3 Prozent abgefallen. Dabei hatten sie doch so gehofft, dass die Meinungsforscher mit ihren vorausgesagten fünf Prozent recht behalten würden. Als „Neue Kraft“ wollten die Liberalen den Potsdamer Brauhausberg wieder erklimmen, wieder in den Landtag ziehen. Sie bleiben unten, sie bleiben draußen – Mehltau im Tale. Ja, sie haben an diesem Sonntag etwa 1,5 Prozent dazu gewonnen gegenüber der Wahl von 1999 (1,86%). Aber zu feiern lohnt das nicht. Das Glas erheben mag hier keiner – nur darauf, dass man es erneut versucht hat. Mut machen! – ein kläglicher Versuch. „Es ist einfach nur schade“, fand die 70-jährige Erika Matschke: „Einfach nur schade.“ Viel mehr fiel dem Rest hier auch nicht ein. Es hatte schon vorher so ausgesehen, als glaubten die Liberalen nicht wirklich an den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Essen war nicht bestellt – nur à la carte. Champagner stand nicht im Kühlfach. Nur der Logenhaus-Wirt Gerhard Schröder hatte zur Sicherheit drei Kisten Deinhard-Sekt auf Lager. Wozu? Es gab – wie vor 18 Uhr – Bier, Wasser und Kaffee. Und Wein von Pfälzer Winzern namens Helmut Kohl und Gerhard Schröder. Als sei das nicht Demütigung genug für eine Partei, die mit den Parteien der Winzer-Namensvettern einst große Politik gemacht hatte, passten auch die Weinsorten zur Brandenburger FDP: Dornfelder und Steinacker.

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