Brandenburg: Kein Plan B für die Eröffnung in Schönefeld
Für die Fluggesellschaften gibt es kein Zurück mehr. Der Betreiber in Schönefeld muss aber noch bei den Behörden den Erfolg des Probebetriebs nachweisen. Und es gibt Probleme mit Brandschutzanlagen
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Schönefeld - Die Fluggesellschaften haben keinen Plan B bei der für den 3. Juni geplanten Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ in Schönefeld. „Für uns gibt es kein Zurück mehr“, sagte der Berliner Lufthansasprecher Wolfgang Weber. Ähnlich äußerte sich Sabine Teller von Air Berlin. Beide Fluggesellschaften haben ihren Flugplan auf diesen Termin ausgerichtet und auch Buchungen vorgenommen.
Weber erwartet nicht, dass zur Inbetriebnahme alle Bauarbeiten abgeschlossen sein werden. Dies könne noch Monate dauern, sagte er. Dass es nach der Eröffnung „Restarbeiten“ geben wird, hatte der für den Bau zuständige Flughafengeschäftsführer Manfred Körtgen angekündigt. Es werde aber einen „störungsarmen Betrieb“ geben.
Tatsächlich darf der neue Großflughafen, den der Bund, Berlin und Brandenburg errichten, zunächst nur mit einer Sondergenehmigung den Betrieb aufnehmen. Der Grund ist, dass nicht alle Bereiche des Fluggastterminals zur Inbetriebnahme vollständig fertig sein werden. So werden die Pavillons planmäßig erst im März 2013 eröffnet. Dies hängt mit nachträglichen Erweiterungen der Check-In-Bereiche zusammen. Es geht dabei um zwei zusätzliche Abfertigungshallen, deren Bau erst nachträglich beschlossen worden war. Der Flughafen stellt sich inzwischen auf Engpässe nach der Eröffnung ein und bereitet zusätzliche provisorische Abfertigungsgebäude vor. Als Ausgleich gibt es eine Containeranlage als Interims-Check-In sowie eine Zeltkonstruktion als Interimsterminal.
Noch muss die Flughafengesellschaft allerdings, wie berichtet, nachweisen, dass der Probebetrieb mit Tausenden von Komparsen so erfolgreich war, dass der Betrieb aufgenommen werden kann. Erst dann will die Luftfahrtbehörde die Flughafengesellschaft von der Betriebspflicht in Tegel befreien. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die Flughafengesellschaft in der Nacht zum 3. Juni Tegel komplett verlassen kann. Die Betriebsgenehmigung soll erst nach einem halben Jahr erlöschen. Sollte in Schönefeld wider Erwarten zu viel schief gehen, wäre eine Rückkehr nach Tegel kaum möglich. Der jetzt bevorstehende Umzug nach Schönefeld musste mehrere Jahre vorbereitet werden.
Dass die Lufthansa fest damit rechnet, am 3. Juni gegen 5.30 Uhr zum Jungfernflug abzuheben, zeigen ihre Pläne, die Restplätze in der Maschine in der nächsten Woche zum Verkauf anzubieten. Mit Ziel Frankfurt (Main) wird ein auf „Berlin“ getaufter Airbus A 380 starten, der planmäßig nicht zum neuen Flughafen kommen wird. Wegen der großen Nachfrage nach dem ersten Flug hat sich die Lufthansa entschlossen, das derzeit größte Passagierflugzeug der Welt einzusetzen. Die zunächst vorgesehene kleinere Maschine war schnell ausgebucht. Parallel zum Airbus wird auch Air Berlin die erste Maschine abheben lassen. Das Ziel wollte Teller auch gestern noch nicht verraten.
Vorwürfe, Probleme mit dem Brandschutz würden den Eröffnungstermin gefährden, hatte Körtgen ebenfalls zurückgewiesen. Die bisherigen Tests seien auch im Terminal erfolgreich gewesen; die Anlagen würden Schritt für Schritt von der Genehmigungsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald abgenommen. Bei noch nicht voll funktionierenden Anlagen könnten vorübergehend Feuerwehrfahrzeuge direkt am Terminal positioniert werden, sagen Experten. Entscheiden müsste dies aber die Bauaufsicht.
Konkret geht die Rauchentlüftung im Flughafen, derzeit laufen noch Notfall-Simulationen. „Das Thema Entrauchung ist sensibel und bautechnisch enorm anspruchsvoll“, hieß es nach des Sitzung des Flughafen-Aufsichtsrates vergangenen Freitag. Die „Sicherung des vorbeugenden Brandschutzes“ sei „extrem zeitkritisch“, aber „noch beherrschbar“. Hintergrund für die äußerste Vorsicht bei den Verantwortlichen ist die Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen 1996. Wegen der fehlerhaften Rauchentlüftung starben bei dem Unglück 17 Menschen, 88 wurden verletzt.(mit axf)
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