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Fotovoltaikanlagen: Kein Platz auf dem Dach für heimische Module

Auf Gebäuden der Landesverwaltung werden derzeit drei Solaranlagen betrieben. Die Module dafür stammen aus Sachsen-Anhalt

Von Matthias Matern

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Potsdam - Bei Brandenburgs Solarmoduleherstellern kriselts und selbst für Anlagen auf Gebäuden der Landesverwaltung sind die heimischen Produkte zu teuer. Seit vergangenem Jahr bietet der für Immobilien zuständige Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) Investoren Dachflächen auf Verwaltungsgebäuden zur Pacht an, um dort Fotovoltaikanlagen zu installieren. Derzeit sind landesweit drei Anlagen im Betrieb, darunter seit Dezember auch eine auf dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium. Doch selbst dort stamme keines der verschraubten Module von Herstellern aus dem Land Brandenburg, bestätigt BLB-Sprecher Mathias Radowski den PNN. „Das ist definitiv eine Preisfrage.“

Wie berichtet leiden die deutschen Hersteller unter der deutlich günstigeren Konkurrenz aus China. Mit milliardenschwerer staatlicher Förderung werden dort massenweise Module auf den Markt geschmissen, die auch qualitativ denen aus Deutschland kaum mehr nachstehen. Zuletzt hatten deshalb mehrere Unternehmen in Brandenburg Schwierigkeiten einräumen müssen. Vor allem die drei Firmen am Standort Frankfurt (Oder), Conergy, First Solar und Odersun, sahen sich zu drastischen Maßnahmen genötigt. Erst in der vergangenen Woche hatte die Odersun AG, die auch in Fürstenwalde (Oder-Spree) eine Fabrik besitzt, die ausstehenden Januar-Gehälter ihrer Mitarbeiter auszahlen können. Ein russischer Investor soll nun dem Vernehmen nach das weitere Überleben sichern.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums stammen mittlerweile 70 Prozent der in Deutschland verbauten Module aus China. Selbst die Bundeswehr setzt Branchenkennern zufolge bei Projekten an ihren Standorten ausschließlich auf Ware aus Fernost.

Auf den Dächern der brandenburgischen Landesverwaltung stammen die Module nach Angaben der BLB zumindest noch aus Deutschland. Neben der auf dem Dach des Wirtschaftsministeriums befindet sich eine zweite auf einem ehemaligen Panzerunterstand in Wünsdorf, der als Behördenparkplatz genutzt wird, und eine dritte auf Garagen am Polizeistandort in Potsdam-Eiche. Die Module würden hauptsächlich aus der Fabrik von Innotech Solar aus Sachsen-Anhalt stammen, berichtet BLB-Sprecher Radowski. Bei Innotech Solar handelt es sich um eine norwegische Firma, die bei Halle offensichtlich konkurrenzfähige Module aus ursprünglich aussortierten Solarzellen zusammensetzt. Chinesische Module seien aber in keinem Fall genutzt worden, versichert Mathias Radowski. Allerdings vermiete die BLB lediglich die Flächen und sei verpflichtet, vergaberechtliche Vorgaben einzuhalten. Dazu gehöre die Pflicht, Produktneutral auszuschreiben, meint Radowski. „Das bedeutet, dass nicht vorgegeben werden kann, bei welchem Hersteller der Investor die Module erwirbt.“

Investor der Dachanalge in Potsdam-Eiche ist die Neue Energie Genossenschaft Potsdam. „Wir hätten auch Module aus Fernost nehmen können, wollten aber unbedingt ein in Deutschland gefertigtes Produkt“, erläutert Genossenschaftsvorstand Anita Elpers. Für das Projekt Module aus Brandenburg zu verwenden, sei wirtschaftlich nicht infrage gekommen. „Das wäre zu teuer geworden“, sagt Elpers.

2008 sah die Situation noch anders aus. Damals ließ die Genossenschaft auf dem Dach der Montessori-Schule in Potsdam eine Anlage errichten. Verwendet wurden Module der Algatec Solarwerke AG aus Röderland bei Elsterwerda. „Da war auch der Preisdruck noch nicht so groß“, meint Anita Elpers.

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