Brandenburg: Keine Beweise für Wolfsangriff auf Kälber
Land spricht aber von „großen Carnivoren“ / Bauernverband sieht „gewaltiges Gefahrenpotenzial“
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Potsdam/Proschim - Waren es nun Wölfe oder nicht? Auch das mittlerweile vorliegende Gutachten des Landeslabors über die Anfang Mai gerissenen Rindskälber einer Agrargenossenschaft in Proschim im Spree-Neiße-Kreis (PNN berichteten) kann diese Frage offenbar nicht eindeutig klären: Während der Landesbauernverband darin die Theorie vom Angriff durch Wölfe oder Wolfs-Mischlinge „amtlich“ bestätigt sieht und am Mittwoch vor einem „gewaltigen unkalkulierbaren Gefahrenpotenzial“ warnte, trat das Landesumweltministerium dieser Auslegung entgegen: Es gebe keine „amtliche Bestätigung“ dafür, dass die Kälber von Wölfen oder Wolf-Hund-Hybriden gerissen wurden, erklärte Ministeriumssprecherin Alrun Nüßlein.
Klar ist demnach, dass die beiden untersuchten Kälber von „großen Carnivoren“, also Raubtieren, gerissen wurden, so Nüßlein: „Dabei ist aber weder von Wolf-Hund-Hybriden die Rede noch kann ein Hund als Verursacher ausgeschlossen werden.“ Vieles spreche allerdings dafür, dass Wölfe die Verursacher sind, räumte sie ein.
Nach Angaben des Landesbauernverbandes wäre es deutschlandweit das erste Mal, dass Wölfe nicht nur Schafe, sondern auch Rinder angegriffen hätten. Verbandssprecher Holger Brantsch forderte gestern Maßnahmen des Landes, um „Wiederholungsübergriffe“ und damit verbundene Gefahren, etwa durch in Panik versetzte Rinderherden, abzuwehren. So sollen einzelne Wölfe „der Wildbahn entnommen“ und in Gehegen untergebracht werden. Der Schutz für Wölfe dürfe zudem nicht für verwilderte Wolfs-Hund-Mischlinge gelten, die wegen der fehlenden Scheu vor Menschen und großen Tieren „unberechenbar“ seien. Außerdem forderte Brantsch die finanzielle Entschädigung der Landwirte für alle Wolfs-Schäden, auch über die momentan geltende Grenze von 7500 Euro innerhalb dreier Jahre hinaus.
Tatsächlich wäre ein Übergriff auf Rinder neu, hieß es vom Umweltministerium. Auch wenn weitere Übergriffe nicht „gänzlich“ ausgeschlossen werden könnten, seien Wolfsangriffe auf Rinder „die absolute Ausnahme“, betonte Alrun Nüßlein. Das Ministerium erwarte aufgrund der Erfahrungen aus anderen Ländern nicht, dass es vermehrt Übergriffe auf Rinder geben wird. Es sei bisher auch kein Fall bekannt, in der eine betroffene Rinderherde in Panik geriet: „Die Gefahr, dass eine Rinderherde durch streunende oder freilaufende Hunde in Panik versetzt wird, ist ungleich größer.“ Die Sprecherin verwies auf die bestehenden finanziellen Unterstützungen für „Wolfsabwehrmaßnahmen“. Die Schadensersatz-Begrenzung soll in Zukunft auch ausgesetzt werden können. Jana Haase
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