zum Hauptinhalt
Ausgeglichen? Ur-Pferde und Auerochsen grasen in den Spreeauen.

© dpa

Brandenburg: Keine Spur mehr vom Eremitenkäfer Gescheitert: Umsiedlung aus Lakomaer Teichen

Cottbus/Dissen - In der Spreeaue bei Cottbus steht Brandenburgs größtes Renaturierungsprojekt vor dem Abschluss. Als Ersatz für die abgebaggerten Lakomaer Teiche des Tagebaus Cottbus-Nord wurde seit 2007 eine elf Kilometer lange und 400 Hektar große Auenlandschaft zwischen Döbbrick und Schmogrow (Spree-Neiße) geschaffen.

Stand:

Cottbus/Dissen - In der Spreeaue bei Cottbus steht Brandenburgs größtes Renaturierungsprojekt vor dem Abschluss. Als Ersatz für die abgebaggerten Lakomaer Teiche des Tagebaus Cottbus-Nord wurde seit 2007 eine elf Kilometer lange und 400 Hektar große Auenlandschaft zwischen Döbbrick und Schmogrow (Spree-Neiße) geschaffen. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall ließ in der Flussaue acht Teiche anlegen. Dort wurden aus dem Lakomaer Teichgebiet 180 000 Frösche, Rotbauchunken, Kröten und andere Amphibien sowie der europaweit geschützte Eremitenkäfer umgesiedelt, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. In einem zentralen Punkt jedoch waren die Bemühungen Vattenfalls bislang erfolglos: der Umsiedlung des sogenannten Eremitenkäfers.

Das Vorhaben kostete Vattenfall nach eigenen Angaben mehr als 30 Millionen Euro. Doch Naturschützer fordern einen noch stärkeren Ausgleich. Die Umsiedlung von Tierarten in die renaturierte Spreeaue sei nicht ausreichend, kritisierte René Schuster von der Umweltgruppe Cottbus der Grünen Liga. In einem gemeinsamen Schreiben an das Landesbergamt stellten die Grüne Liga, der BUND, der NABU und die Naturfreunde den Misserfolg der Umsiedlung des europaweit geschützten Eremitenkäfers fest. „Das Verwaltungsgericht Cottbus hat in einem aktuellen Beschluss betont, dass die Landesbehörden Vattenfall zu weiteren Maßnahmen verpflichten können. Genau das muss jetzt geschehen“, forderte Schuster. Die Grüne Liga kündigte zudem an, ihr Schreiben auch an die EU weiterzuleiten und weitere Schritte zu prüfen, falls die Behörden nicht aktiv werden. „Der Verursacher muss ein funktionierendes Netz von Lebensräumen für die beeinträchtigten Tierarten sicherstellen“, so Schuster. Das sei gerade für die am strengsten geschützte Art des Eremitenkäfers am neuen Standort misslungen.

Diesen Vorwurf wies Christoph Gerstgraser vom federführenden Cottbuser Ingenieurbüro zurück. „Wir haben aus dem Lakomaer Teichgebiet 14 Bäume, wo wir den Eremitenkäfer vermuteten, in die Spreeaue umgesetzt“, sagte er bei einer Fahrt mit Journalisten durch die Flusslandschaft. Ein fünfjähriges Beobachtungsprogramm habe den Erfolg dieser und anderer Maßnahmen für geschützte Tierarten bestätigt. Der Käfer lebt vier Jahre in einem abgestorbenen Baum, fliegt dann aus, verpaart sich und stirbt.

Auf Wiesen an der Spreeaue entstand eine 45 Hektar große Überflutungsfäche mit zurückverlegten Deichen. Dort hat ein Agrarunternehmen ein Reservat für seltene Auerochsen, Wasserbüffel und Wildpferde (Tarpane) angelegt. Mit diesem Unternehmen sowie mit dem Pächter der neuen Teichflächen seien Verträge über die naturschutzgerechte Bewirtschaftung abgeschlossen worden, erläuterte Ingolf Arnold, Leiter Geotechnik von Vattenfall. Dadurch solle eine dauerhafte Sicherung der Umsiedlungsziele erreicht werden.

Die Zerstörung der Lakomaer Teiche war trotz jahrelanger Proteste im Dezember 2006 genehmigt worden. In dem Gebiet wurde auch der unter höchstem europäischen Schutzstatus stehende Eremitenkäfer nachgewiesen. Das Vorkommen stellte sich während der Abholzung als größer heraus als zuvor angenommen. Laut mehrerer Monitoring-Berichte wurden in den umgesetzten Bäumen „keine aktuellen Lebenszeichen des Käfers“ mehr vorgefunden. dpa/PNN

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })