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Brandenburg: Keine Waffenbunker unterm Rollfeld

Verkehrsministerium lehnt Schließung des Flughafens Schönefeld wegen unterirdischer Militäraltlasten ab/Detonationen auf der Rollbahn „unwahrscheinlich“/Neues Gutachten

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Verkehrsministerium lehnt Schließung des Flughafens Schönefeld wegen unterirdischer Militäraltlasten ab/Detonationen auf der Rollbahn „unwahrscheinlich“/Neues Gutachten Von Thorsten Metzner Potsdam. Niederlage für die Gegner des geplanten Großflughafens in Schönefeld: Das Brandenburger Verkehrsministerium hat nach Informationen der Potsdamer Neuesten Nachrichten jetzt einen Vorstoß des Bürgervereins Berlin-Brandenburg abgeschmettert, den Schönefelder Flughafen „wegen akuter Gefährdung des Flugbetriebes“ durch unterirdische Munition aus dem zweiten Weltkrieg stillzulegen. Allerdings schließt das Ministerium die Existenz militärischer Altlasten auf dem Gelände des jetzigen Flughafens und auf den künftigen Ausbauflächen nicht aus. In einem den PNN vorliegenden Schreiben des Verkehrsministeriums, in dem die Ablehnung begründet wird, heißt es wörtlich: Der Staatliche Munitionsbergungsdienst weise zwar „ausdrücklich darauf hin, dass das Flughafengelände nach wie vor als Kampfmittelverdachtsfläche zu betrachten ist“, die „befürchtete Gefährlichkeit verrottender Munition in dieser Form aber nicht besteht.“ Und weiter: „Außerdem wird eine durch Erschütterungen landender oder startender Flugzeuge ausgelöste Detonation für unwahrscheinlich gehalten.“ Das Ministerium beruft sich zum einen auf das Landesumweltamt, das im Oktober 2003 erneut Entwarnung gab: Von Schönefelder Militäraltlasten gehe „auf der Grundlage des derzeitigen Kenntnisstandes keine Gefährdung des Flugbetriebes aus“. Zum anderen liegt ein neues, im Auftrage der Betreibergesellschaft erstelltes externes Gutachten des Büros Mull & Partner vom November 2003 vor, nachdem im zweiten Weltkrieg errichtete militärische Anlagen auf den Areal – unter anderem ein Wehrmachtsschießstand, kleine Munitionslager und Flak-Stellungen – nur noch zu „einem geringen Rüstungsaltlastenverdacht“ führen. Ein Grund dafür sei, so die Gutachter, dass es bereits Munitionsräumungen gegeben habe. Dagegen hatte der Bürgerverein unter anderem auf ein Schreiben der DDR-Airline Interflug vom 8.11.1988 verwiesen, wonach der Flughafen nicht komplett von Kampfmitteln beräumt werden könne. Dem widerspricht der Staatliche Munitionsbergungsdienst Brandenburgs. Zwar macht dieser keinen Hehl daraus, dass der Flughafen in einem Gebiet liege, das als „kampfmittelbelastet eingestuft“ ist. „Es kann in diesem Bereich nicht ausgeschlossen werden, dass es bei Arbeiten für den Ausbau des Flughafens zu weiteren Kampfmittelfunden kommt“, heißt es in einem Schreiben vom 14. November 2003. Überhaupt gehe auf Grund von Kriegseinwirkungen und der militärischen Nutzung dieser Flächen von einem Flughafengelände „ein allgemein höheres Risiko durch eine mögliche Kampfmittelbelastung aus, als dies landesweit durch das in Brandenburg immer und überall vorhandene Grundrisiko anzunehmen ist.“ Dennoch könne im Zuge des Baus etwa entdeckte Altmunition beräumt werden. „Es ist technisch heute kein Problem, alle Kampfmittel schadlos zu beseitigen.“ Gerüchte um Munition, um Waffenbunker unter dem Schönefelder Flughafen gibt es dennoch schon lange. Im Sommer 2003 hatte der Bürgerverein unter Hinweis auf Stasi-Dokumente den Verdacht geäußert, dass es unter Schönefeld in einem Bunkersystem vollgetankte NS-Flugzeuge und Munition geben könnte. Das Büro Mull&Partner schließt dies nach Recherchen in Archiven und Auswertung historischer Luftbilder jetzt aber aus. Zwar gebe es tatsächlich unterirdische Anlagen aus den Kriegsjahren, die jedoch „ausschließlich für Luftschutzzwecke vorgesehen waren“, schreiben die Gutachter. Wegen Wasserproblemen seien die Arbeiten an dem Bunkersystem in Schönefeld jedoch 1944 eingestellt worden. Das Gutachten verweist darauf, dass 1993 ein Teil dieser alten Wehrmachtsbunker befahren worden sei, aber „keinerlei Kampfmittel“ festgestellt wurden. Außerdem spräche ein technisches Argument gegen geheime unterirdische Flugzeug- und Munitionsbunker – nämlich der Rost: „Bei den im Stollen vorhandenen Luftfeuchtigkeiten wären die Erzeugnisse in kurzer Zeit korrodiert und funktionsuntüchtig geworden.“

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