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Brandenburg: Kiefern müssen solo bleiben

Kaum Geld für Umbau der Bestände zu Mischwäldern / Knapp sechs Millionen Euro für 2005

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Kaum Geld für Umbau der Bestände zu Mischwäldern / Knapp sechs Millionen Euro für 2005 Potsdam - Angesichts der schlechten Kassenlage des Landes kommt der Waldumbau in Brandenburg nur schleppend voran. Das auf rund 50 Jahre veranschlagte Projekt der Durchmischung des Kiefernbestandes mit Laubbäumen wird damit erheblich mehr Zeit als ursprünglich geplant in Anspruch nehmen. „Für 2005 stehen nur knapp sechs Millionen Euro zur Verfügung“, sagte der Referatsleiter für Waldökologie im Agrarministerium, Michael-Egidius Luthardt, in einem dpa-Gespräch. „Nach der noch 1997 festgeschriebenen Planung müssten es jährlich rund 14 Millionen Euro sein.“ Damit könnten auf rund 200 Hektar Fläche Eichen, Buchen, Birken, Linden oder Ebereschen angepflanzt werden. „Geplant hatten wir für die vergangenen zehn Jahren innerhalb des Landeswaldes den Umbau von 20 000 Hektar“, rechnete Luthardt vor. „Geschafft wurden angesichts der schrumpfenden Mittel jedoch lediglich 12 000 Hektar.“ Die märkischen Forsten bestehen zu rund 80 Prozent aus Kiefern-Monokulturen. „Diese stellen wegen ihrer hohen Anfälligkeit für Brände, Sturm und Schadinsekten ein großes Risiko dar“, betonte der Forstexperte. Es gebe aber noch einen weiteren äußerst wichtigen Grund für den Waldumbau. „Kiefern sind im Gegensatz zu den Laubgehölzen äußerst schlechte Wasserspeicher.“ Angesichts des fortschreitenden Grundwasserdefizits sei deshalb die Neustrukturierung der Wälder notwendig. Die Wälder in Brandenburg dehnen sich auf einer Fläche von rund 1,1 Millionen Hektar aus. Damit gehört die Mark bundesweit zu den waldreichsten Ländern. Der Landeswald hat mit 290 000 Hektar einen Anteil von fast einem Drittel. „Langfristig soll hier der Kiefernbestand von gegenwärtig 80 auf nur noch 50 Prozent zurückgedrängt werden“, sagte Luthardt. Doch reine und üppige Laubwälder wie in den deutschen Mittelgebirgen werde es nur an wenigen guten Standorten vor allem im Norden des Landes geben. „Auf den überwiegend schwachen Sandböden streben wir dagegen die Schaffung gesunder Mischwälder an.“ Um schneller als bisher voranzukommen, setzt die Forstverwaltung auf Kosten sparende Strategien. Die bereits heute vereinzelt in den Kiefernwäldern vorhandenen Laubgehölze samen sich aus und lassen Eichen- oder Buchensprösslinge keimen. Auch der Eichelhäher trägt durch seine vergrabenen Wintervorräte an Eicheln zur Verbreitung dieser Baumart bei. Damit entfällt der Kauf von Bäumen und deren künstliche Anpflanzung. Da es allerdings zu viel Wild gibt, werden die meisten zarten Pflänzchen schon bald von hungrigen Rehen vernichtet. „Dehalb müssen weiträumige schützende Zäune aufgebaut werden, die aber äußerst teuer sind“, berichtete Luthardt. Die Europäische Union (EU) fördert den Waldumbau im Falle privater Waldbesitzer, die in Brandenburg inzwischen über eine Gesamtfläche von 535 000 Hektar verfügen. „Aus Brüssel kommt aber auch Geld für Sondermaßnahmen innerhalb des Landeswaldes“, sagte Luthardt. In diesem und im kommenden Jahr fließen nach seinen Angaben rund sechs Millionen Euro in die Schorfheide. Im heißen Sommer 2003 fraß hier die Nonnenraupe große Kiefernbestände kahl. Auf 600 Hektar wird deshalb mit dem EU-Geld ein gegen die Insekten widerstandfähiger Mischwald angelegt.

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