Brandenburg: Klarheit bei Mängeln und Mangel an Klarheit
Am BER wissen die Verantwortlichen nun, was sie reparieren müssen – wie noch nicht. Bei Zeitplan und Personal gibt es neue Fragen
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Berlin - Kein Ende beim Hin und Her am Hauptstadtflughafen BER: Zwar weiß Technikchef Horst Amann inzwischen, welche Mängel es auf der Baustelle gibt, die er vor einem Jahr geerbt hat – die Bestandsaufnahme immerhin ist abgeschlossen. Immer unklarer ist aber, folgt man den Berichten vom Wochenende, wie lange Amann selbst noch im Amt bleiben darf. Und beide Fälle eint eines: Öffentlich äußern will sich dazu niemand. Und wann es einen neuen Eröffnungstermin gibt, wird auch wieder unklar. Offen sind auch andere Personalien.
Fest steht lediglich, dass Amann die monatelange Bestandsaufnahme der Mängel und Fehlplanungen abgeschlossen hat. „Die Entrauchung ist das Problem, das letzten Endes den Zeitplan bestimmt“, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel am Samstag. An der Anlage war schon die Eröffnung im Jahr 2012 gescheitert. Es zeichne sich aber eine vernünftige Lösung ab, sie betrifft die größte Teilanlage für die Entrauchung des Terminals. Aber: Ergebnisse seien noch nicht bekannt – bis zum 30. September läuft zunächst die Auswertung, wie Kunkel am Samstag sagte. Er bestätigte damit einen Bericht des Magazins „Focus“. In wesentlichen Punkten werde an Lösungen gearbeitet.
Unklar ist damit aber auch, ob danach wie geplant ein neuer Eröffnungstermin genannt wird: „Wir werden dann in der Aufsichtsratssitzung am 25. Oktober die nächsten Schritte zur Inbetriebnahme des Flughafens vorstellen“, sagte Kunkel nur. Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte dagegen im Juni noch einen neuen Zeit- und Kostenplan „bis etwa September“ versprochen. Ähnlich hatte sich der Noch-Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Brandenburgs Noch-Regierungschef Matthias Platzeck (SPD), geäußert.
Fest steht: Platzeck wird das alles nicht mehr verkünden oder kitten müssen. Er legt aus gesundheitlichen Gründen am 28. August seine Ämter nieder – neben dem des Regierungs- und Parteichefs auch das des Flughafenaufsichtsratschefs.
Wer auf Platzeck folgt, ist auch noch unklar. Zum einen ist nicht klar, wer seinen Platz für Brandenburg im Aufsichtsrat übernehmen wird – sein designierter Nachfolger Dietmar Woidke will nicht. Unklar ist auch, wer den Vorsitz im obersten Kontrollgremium des BER übernimmt. Gehandelt werden viele Namen. Darunter auch – zumindest in Potsdam – Platzecks Flughafen-Staatssekretär Rainer Bretschneider. Der gab sich in den vergangenen Tagen bei diversen Empfängen und Terminen grinsend viel Mühe, vieles im Unklaren zu lassen. Eines aber ist sicher: Der Beamte erreicht am am 13. Dezember die Altersgrenze von 65 Jahren.
Der Bund ist laut Magazin „Focus“ für einen Wirtschaftsexperten als neuen Aufsichtsratschef. Das Magazin nennt als einen möglichen Kandidaten den früheren Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Hans-Peter Keitel. Andere hatten zuvor schon die Unternehmensberaterin Tanja Wielgoß ins Spiel gebracht. Was – zumindest in Potsdam – dementiert worden war. Der „Focus“ bringt auch einen anderen alten Bekannten wieder ins Spiel: Wilhelm Bender, früherer Chef des Frankfurter Flughafens. Den wollte Platzeck schon einmal holen – als BER-Boss oder als Chefberater. Platzeck scheiterte mit Bender an Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit. Dem waren 2500 Euro Tagessatz für den Berater plus Spesen zu viel. Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums wollte sich am Wohnende zu den Personalspekulationen nicht äußern. „Der Ball liegt im Spielfeld des Landes Brandenburg.“
Alle drei Flughafengesellschafter – Bund, Berlin und Brandenburg – müssen sich aber wohl bald mit vorhandenem Personal befassen: Technikchef Amann. Dessen Boss Mehdorn verhinderte nach Informationen aus Flughafenkreisen Anfang August, dass Amann ein eigenes Konzept für eine Teileröffnung des BER vorlegt. Der Bauingenieur versuche mit Alleingängen, Mehdorns eigene Pläne zu torpedieren. Mehdorn will den BER nach vier gescheiterten Startterminen Schritt für Schritt in Betrieb nehmen. Über Amanns Vorschlag berichtete „Der Spiegel“.
Nach Informationen der „B.Z.“ gibt es unter den Flughafen-Eigentümern Stimmen dafür, Amann nach der Bundestagswahl abzulösen. Dann dürfte eine hohe Abfindung fällig werden: Der Vertrag des vor einem Jahr als Retter für das Krisenprojekt geholten Amann läuft nach Flughafenangaben bis 2017. Peter Tiede (mit dpa)
Peter Tiede (mit dpa)
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