Brandenburg: Kliniken fordern vom Land mehr Geld
Laut Landeskrankenhausgesellschaft fehlen jährlich rund 100 Millionen Euro. Sorge vor Investitionsstau
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Potsdam - Angesichts stark veränderter Anforderungen durch den demografischen Wandel fordern Brandenburgs Krankenhäuser eine deutlich bessere finanzielle Ausstattung durch das Land. So sei absehbar, dass Krankheiten wie Demenz, Diabetes und chronische Herzleiden künftig deutlich zunehmen würden, sagt Jens-Uwe Schreck, Geschäftsführer der Brandenburger Landeskrankenhausgesellschaft. Die damit verbundenen Aufgaben aber könnten die 53 Krankenhäuser in Brandenburg nicht allein stemmen und für die ausreichende finanzielle Ausstattung seien nun einmal die Länder zuständig, so Schreck. „Derzeit erhalten wir pro Jahr 82 Millionen Euro. Der Bedarf aber liegt bei 180 Millionen Euro.“
Der immer größer werdende Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft erfordert laut Schreck auch spezielle Behandlungen. Ältere Patienten hätten naturgemäß andere gesundheitliche Probleme als junge Menschen. Oft müssten sie auch länger behandelt werden. „Sichtbares Zeichen: Es gibt weniger Entbindungsstationen, dafür mehr Stationen für Geriatrie und Innere Medizin im Krankenhausplan.“ Am heutigen Mittwoch begeht die Krankenhausgesellschaft mit einer Festveranstaltung die Gründung vor 25 Jahren und diskutiert die Herausforderungen der Zukunft für die Brandenburger Kliniken.
Bis 2030 nehmen nach verschiedenen Studien Demenzerkrankungen um 100 Prozent zu, Herzinfarkte und chronische Herzerkrankungen um 75 und Diabetes um mindestens 25 Prozent. Auch Probleme mit der Psyche und dem Bewegungsapparat müssen verstärkt behandelt werden. „Das verlangt enorme Investitionen“, so der Geschäftsführer der Gesellschaft. Es sei zwar erfreulich, dass Bund und Länder inzwischen Änderungen am Referentenentwurf für die anstehende Krankenhausreform beschlossen hätten, so Schreck. Das größte Problem – eine neue Regelung der Investitionskostenfinanzierung – sei leider aber nicht gelöst worden.
Laut Gesundheitsministerium soll es mit den insgesamt 400 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren gelingen, in allen Regionen des Landes ein Angebot zur gesundheitlichen Betreuung der Brandenburger zu sichern. Neue Konzepte und Ideen zur Vernetzung seien gefragt, sagte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Marina Ringel. Dazu gehörten Vor- und Nachsorge sowie stationäre und ambulante Behandlung bis zur Reha.
Schreck warnte aber angesichts der zur Verfügung stehenden Summe vor einer immer größer werdenden Lücke. Erforderliche Investitionen würden geschoben, wie notwendige Neubauten oder die Anschaffung moderner medizinischer Großgeräte. „Die Kliniken bemühen sich, die Situation in den Griff zu bekommen“, sagte der Chef der Landeskrankenhausgesellschaft. Einige hätten sich zusammengeschlossen und spezialisiert.
Von 2013 bis 2018 soll im Land nach Angaben des aktuellen Krankenhausplanes die Zahl der Betten in der Geriatrie um etwa 45 Prozent und in der Inneren Medizin um zehn Prozent aufgestockt werden. Dafür gibt es in der Geburtshilfe 25 Prozent und in der Kinderheilkunde 20 Prozent weniger Betten.
2008 war jeder fünfte Brandenburger im Rentenalter, 2030 soll es nach dem Demografie-Bericht des Landes bereits jeder dritte sein. Zusätzlich geht die Einwohnerzahl zurück. Bis 2030 werden in Brandenburg 2,2 Millionen Menschen leben, 300 000 weniger als 2008.
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